Nicht der Bruder, aber ein enger Freund von ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner: Ahorns ÖVP-Bürgermeister Josef Hintenberger.



Foto: Rohrhofer

Die kleine Gemeinde Ahorn liegt inmitten der hügeligen Landschaft im Tal der Steinernen Mühl. Nach Norden steigen die Hänge zum Sternwald an, im Osten erhebt sich der mächtige Schallenbergwald. Über allem thront die Burgruine Piberstein.

500 Einwohner zählt die Landgemeinde, der "größte" Sohn des Dorfes ist wohl Reinhold Mitterlehner. Am 10. Dezember 1955 erblickt der neue ÖVP-Chef hier das Licht der Welt. Bis heute ist Ahorn Mitterlehners Wohn- und Rückzugsort geblieben.

Der verstorbene Vater ein höchst angesehener Gendarmariepostenkommandant im nahen Helfenberg, die betagte Mutter noch heute eine Respektsperson im Ort. Auf die Mitterlehners ist man hier seit Generationen stolz. Und seitdem "der Reini", wie man den neuen Vizekanzler in der Mühlviertler Heimat gerne nennt, das Ruder in der ÖVP übernommen hat, steht die beschauliche Heimat sowieso Kopf.

Josef Hintenberger sitzt in seinem vollholzvertäfelten Büro im Gemeindeamt von Helfenberg-Ahorn. Für den ÖVP-Bürgermeister ist Mitterlehner "das Aushängeschild einer ganzen Region". Unmittelbar vor dem entscheidenden Parteivorstand am Dienstagabend hat Hintenberger "seinem alten Freund" noch eine SMS geschickt: "Ich weiß, dass du das Richtige tun wirst." Nur wenige Stunden später war Mitterlehner neuer ÖVP-Chef und Bürgermeister Hintenberger in Ahorn zwischen den Gefühlen hin und her gerissen: "Als Freund denk ich mir: 'Reinhold, wieso tust du dir das jetzt an?' Als ÖVP-Mitglied weiß ich, dass er absolut das Zeug dazu hat. Nur er kann das jetzt machen."

An den Fähigkeiten Mitterlehners, die ÖVP aus dem Tief zu holen, zweifelt auch sonst in der Mühlviertler Heimat keiner. "Der Reini ist bodenständig, der hat die Basis nie verlassen. Und er fährt sicher nicht so einen Zickzackkurs wie Spindelegger", ist der Helfenberger Karl Danzer überzeugt. Auch in der Bäckerei im Ort kennt man derzeit nur ein Thema. "Jetzt wird's ernst in Wien. Der Reini wird dem Haufen die Wadln virerichten. Wennst an Mühlviertler als Chef hast, brauchst die ned deppat spün", warnt ein Gast.

Peter Schwarzinger sorgt sich am Nebentisch um die Privatsphäre Mitterlehners: "Zu uns kommt er, um sich zu erholen. Und wir lassen ihn in Ruhe. Wenn jetzt die Paparazzi einfallen, werden wir sie eigenhändig verjagen."

Gedanken macht sich Schwarzinger auch über nötige Gemeindeehren: "Wir überlegen einen großen Empfang - Kistensau und Blosmusi für unseren Reini." Zum Start als Wirtschaftsminister hat Schwarzinger seinem Freund aber kein speziell gegrilltes Spanferkel, sondern einen Weinkrug geschenkt. Mit Gravur: "Schenk' uns Österreichern reinen Wein ein." (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 28.8.2014)