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Elektrische Stimulation des Gehirns kann das Hungergefühl vermindern.

Foto: AP Photo/Matthew Mead

Eine wiederholte elektrische Stimulation des Gehirns kann sowohl die Kalorienaufnahme um 14 Prozent als auch das Appetitempfinden verringern. Zu diesem Ergebnis kommt eine nun veröffentlichte wissenschaftliche Studie, die eine Lübecker Forschergruppe durchgeführt hat.

Weniger Hunger

Die elektrische Stimulation des Gehirns durch den Schädel (transkraniell) ist eine nicht-invasive Methode, die bereits zur Behandlung von psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen begleitend klinisch eingesetzt wird. Es gab aber auch bereits Hinweise, dass diese Art der Hirnstimulation ebenfalls das subjektive Verlangen nach Essen reduzieren kann.

Insbesondere das Areal 46 der Großhirnrinde, der dorsolaterale präfrontale Kortex (DLPFC), spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle in der Regulation von Appetit und Nahrungsaufnahme. Die Forscher der Sektion Psychoneurobiologie an der Universität Lübeck vermuteten daher, dass die wiederholte elektrische Stimulation des rechten DLPFC zu einer Abnahme der Nahrungsaufnahme beim Menschen führt.

Verringerte Kalorienaufnahme

In einer einfachblinden, Placebo-kontrollierten, randomisierten und balancierten Crossover-Studie wurden 14 junge Männer mit einem Body-Mass-Index (BMI) zwischen 20 und 25 über einen Zeitraum von acht Tagen mit einer täglichen Gleichstromanwendung (transcranial direct current stimulation, tDCS) oder einer Placebo-Bedingung stimuliert. Am ersten und letzten Tag der Untersuchung durften die Probanden von einem standardisierten Test-Buffet ohne Limitierung essen.

Die Studie ergab, dass die tägliche elektrische Stimulation des Hirns über den Zeitraum von einer Woche zu einer deutlich verringerten Kalorienaufnahme um 14 Prozent im Vergleich zur Kontrollbedingung führte. In einem Selbsteinschätzungs-Appetit-Test führte sie außerdem zu einem verringerten Punktwert.

"Das ist ein völlig neuer Therapieansatz, der gänzlich ohne Diät und Sportprogramm auskommt. Eine sehr verlockende Perspektive", sagt Studienleiterin Kerstin Oltmanns. Allerdings müsse man zunächst in einer Folgestudie nachweisen, dass es bei übergewichtigen Menschen auch tatsächlich zu einer Gewichtsabnahme kommt. (red, derStandard.at, 27.8.2014)