News.at zählt es zu den "sieben größten Skandalen" in der Geschichte des Opernballs, zusammen etwa mit einer Dita von Teese, die sich im Klo einsperrte: Anno 2000 kam der Künstler Hubert "Hubsi" Kramar als Adolf Hitler verkleidet. Kramar wurde für diese Aktion, die als Protest gegen die schwarz-blaue Regierung gedacht war, verhaftet.

Ob auch heuer jemand auf die Idee kommt, dem Wiener Schauspieler, Regisseur und Aktionisten Wiederbetätigung vorzuwerfen, wird sich noch zeigen. Derzeit steht Kramar nämlich in seiner Paraderolle auf der Bühne des Theaters an der Gumpendorfer Straße (Tag).

Winnie und Adi nennt sich ein Stück, für das der in Wien lebende amerikanische Autor und Journalist Ludwig Peter Ochs Originalzitate von Winston Churchill und Adolf Hitler collagiert hat. Aus Briefen, Interviewtexten oder Reden entsteht unter der Regie von Kramar ein unaufgeregtes Zwei-Personen-Stück, das skizzenhaft die politische Geschichte der Weltkriege nachzeichnet, aber auch Blicke auf psychologische Hintergründe der Katastrophe versucht.

Die Inszenierung gleicht einem entschleunigten Ping-Pong-Spiel und zielt mit Realismus darauf ab, nicht vom dokumentarischen Gehalt abzulenken, der oft befremdlich genug ist. Kabarettistische Momente beim "Hitlern" entstehen eher nebenbei.

C. C. Weinberger gibt einen durchaus schillernden Churchill, der als Premier etwa berichtet, in einer von den Deutschen zerbombten Ortschaft solche Freundlichkeit erfahren zu haben, als hätte man den Menschen Segen gebracht, nicht Leid. Hitler wird als zwischen Größenwahn und Einsamkeit Gefangener porträtiert. Als er einmal nicht am Rednerpult steht, macht er sich etwa Gedanken über seine Pensionsjahre in Linz, wo ihn keiner mehr beachtet hätte und er seinem Nachfolger auch "nicht dreingeredet" hätte. (rg, DER STANDARD, 27.8.2014)