Spindelegger war "wie Erzherzog Karl auf seinem Ross", sagt ÖVP-Kenner Andreas Khol (Bild).

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Dass es nach dem Rücktritt Michael Spindeleggers zu einem Splitten der Funktionen – Vizekanzler, Minister, ÖVP-Obmann – kommen wird, glaubt Seniorenbund-Obmann und ÖVP-Kenner Andreas Khol nicht. "Das ist nicht sinnvoll, und das sehe nicht nur ich so“, so Khol im derStandard.at-Gespräch: "Das wird es nicht geben.“ Ein Bundesobmann könne sich nur dann an der Spitze der ÖVP halten, "wenn er ein mächtiges Ressort hat – am besten das Finanzministerium“, so Khol.

"Wie Erzherzog Karl auf seinem Ross"

Spindelegger sei nicht an sich selbst gescheitert, sondern "an den Umständen und an den Persönlichkeiten“, so Khol. Der frühere Nationalratspräsident und ÖVP-Klubchef vergleicht den Ex-Obmann mit der Statue des Erzherzog Karl auf dem Wiener Heldenplatz: "Er sitzt auf seinem Ross und reitet mit der Fahne in der Hand voraus in die Schlacht, dreht sich aber immer um, um zu schauen, ob die anderen eh noch hinter ihm stehen“.

Nicht alle früheren Obmänner hätten es so schwer gehabt, meint Khol: Spindelegger sei auch an fehlenden Netzwerken gescheitert. Dass nach längerer Zeit wieder ein Obmann dem Arbeitnehmerflügel der Volkspartei angehörte, "hat sicher eine Rolle gespielt“. Zur Frage, ob Reinhold Mitterlehner es als Wirtschaftsbund-Mann leichter hätte als Spindelegger, will sich Khol nicht äußern.

"Schwierig für die ÖVP"

Dass Spindelegger so eilig Abschied nahm und die ÖVP damit vorübergehend ins Chaos stürzt, sei "schwierig“ für die Partei, persönlich aber nachvollziehbar, meint Khol. Sollte es gelingen, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden, der/die das Vertrauen des Vorstands genießt, "dann kann aus dieser Krise auch eine Chance werden“.

Zum Vorschlag Erhard Buseks, die Volkspartei könne Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll zum Interimschef bestellen, sagt Khol: "Dazu erspare ich mir einen Kommentar.“ (Maria Sterkl, derStandard.at, 26.8.2014)