Hans Bürger in der "ZiB 9". Die Pressekonferenz fand übrigens im Finanzministerium in der Himmelpfortgasse statt.

Foto: Screenshot/orf

Selbst für die eigenen Leute war das etwas früh am Morgen, als Michael Spindelegger bei seiner eilig einberufenen Pressekonferenz am Dienstag überraschend zurücktrat. Der Agrarminister schnitt sich noch verschlafen Apfelspalten ins Müsli, die Innenministerin schunkelte atemlos zur Musik im Autoradio durch den Morgen, der Außenminister sprach in seiner Küche laut Floskeln auf seiner Lern-CD "Russisch für Anfänger" mit, während er Äpfel in den Entsafter stopfte. Nur der Wirtschaftsminister stand schon frisiert mit frisch polierten Schuhen parat und wartete. Man würde es schon früh genug aus dem Rundfunk erfahren.

Doch zu dieser Zeit sagte ein sichtlich gelöster Spindelegger schon "Gemmas an!" zu seinen engsten Mitarbeitern und schritt zur Pressekonferenz. Und der ORF? Der war wohl auch überrascht. Einen Übertragungswagen auftreiben? Mitten im Sommer? In Wien? Seitens des ORF konnte man das später erklären: Durch die engen Gassen des ersten Bezirks komme so schnell kein Übertragungswagen in die Himmelpfortgasse, wo es zudem kein Satellitensignal gebe.

Innenpolitikchef Hans Bürger hatte immerhin eine stabile Telefonleitung ins Studio der "ZiB 9:00". Das ist – man weiß es von Liveeinstiegen etwa aus Bagdad – nicht selbstverständlich. So konnten die Zuseher akustisch aus dem Vorhof des Finanzministeriums dabei sein, als der Vizekanzler alles hinschmiss. Optisch bot man neben ZiB-Moderator Stefan Gehrer ein fesches Foto von Bürger und eines vom Gebäude in der Hinteren Zollamtsstraße – wo das Ministerium seit Mai 2013 allerdings nicht mehr ist. Die Sonder-ZiB schob man später ein: zwischen "Schlosshotel Orth" und "Sturm der Liebe". (Colette M. Schmidt, derStandard.at, 26.8.2014)