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Mehr als zwei Millionen Kreuzfahrttouristen kommen jedes Jahr nach Venedig.

Foto: Reuters/James Morgan

Venedig - Mit einer internationalen Petition haben über 200 prominente Bewohner Venedigs einen Appell an den italienischen Premier Matteo Renzi gegen den Bau eines "Mega-Kanals" für Kreuzfahrtschiffe gerichtet, den die Regierung plant. In 18 Monaten soll der Kanal den Kreuzern freie Fahrt ermöglichen.

Die Regierung Renzi will den "Canale Contorta-Sant'Angelo" vom südlichen Laguneneingang Malamocco nach Marghera verlängern. Damit sollen die Kreuzfahrtschiffe den modernen Passagierhafen am westlichen Rand von Venedig erreichen. Schiffe von über 40.000 Tonnen werden nicht mehr vor dem Markus-Platz und dem Giudecca-Kanal in Venedig fahren dürfen, hatte die Regierung Renzi vor drei Wochen beschlossen.

Ökologisches Gleichgewicht in Gefahr

Die jetzige Fahrrinne des "Canale Contorta" soll von 2,4 auf 10,50 Meter Tiefe ausgebaggert und auf bis zu 200 Meter verbreitert werden. Dies hätte gravierende Folgen für die Wasserzirkulation in der Lagune, behaupten die Gegner des Projekts. Sie warnen vor dem zerbrechlichen ökologischen Gleichgewicht der seichten Lagune. Mit dem Bau des Mega-Kanals wachse die Gefahr, dass Überschwemmungen in Venedig zunehmen, heißt es in der Petition.

Mehr als zwei Millionen Kreuzfahrttouristen kommen jedes Jahr nach Venedig, das bringe 430 Millionen Euro in die Stadt und erhalte mindestens 5.000 Arbeitsplätze, behaupten die Sprecher der Hafenbehörde, die die Kreuzfahrtschiffe begrüßen. Seit der Havarie der Costa Concordia vor der Insel Giglio im Jänner 2012 ist jedoch in Venedig die Sorge stark gewachsen, dass eine ähnliche Katastrophe in der Lagune passieren könnte. "Kreuzfahrtschiffe raus aus der Lagune!", lautet der Slogan der Venezianer gegen die Kreuzfahrtgiganten.

Die Bürgerinitiative "No Grandi Navi" (Keine großen Schiffe) kämpft seit Jahren für eine Reduktion des Schiffsverkehrs und argumentiert mit dem Wellengang, der die Fundamente der Palazzi beschädigt. Außerdem bringe der Kreuzfahrttourismus nur geringe Einnahmen, da die Reisenden nicht in der Stadt nächtigen. (APA, 26.8.2014)