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Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit will angeblich das Amt niederlegen.

Foto: APA/dpa/Marc Tirl

Diese kleine Boshaftigkeit erlaubt er sich noch - eine Rache an all den Journalisten, die ihn in den vergangenen Monaten nur noch runtergeschrieben haben. Als Klaus Wowereit (SPD) am Dienstagnachmittag seine wöchentliche Pressekonferenz beginnt, spricht er zunächst ausführlich über die Olympiabewerbung Berlins.

Fast beiläufig bestätigt er danach das Gerücht des Tages: "Ich habe heute im Senat bekanntgegeben, dass ich ab dem 11. Dezember mein Amt zur Verfügung stelle." "Wowi" hat nämlich das Gerede um seine Person satt. "Die Spekulationen sind von meiner eigenen Partei mitbefördert worden", kritisiert er. Das habe "wenig Nutzen" für die SPD, "aber viel Schaden für die Regierungsarbeit" zur Folge gehabt. Daher wolle er zwei Jahre vor der Wahl den Weg für einen Nachfolger freimachen.

"Ich gehe freiwillig", sagt er fast ein wenig trotzig und zeigt damit unfreiwillig, wie sehr er schon unter Druck stand. Seit Monaten kommt die Berliner SPD, die bei der Wahl im September 2011 mit 28,3 Prozent noch deutlich vor der CDU (23,4 Prozent) lag, in Umfragen bei weitem nicht mehr an den kleinen Koalitionspartner heran.

Wowereits eigene Popularitätswerte sind katastrophal, er liegt unter den Berliner Landespolitikern laut einer Forsa-Umfrage an letzter Stelle. Der Grund für das Debakel hat drei Buchstaben: BER. Viermal ist die Eröffnung des geplanten Großflughafens Berlin-Brandenburg schon verschoben worden. Immer noch ist unklar, ob und wann dort jemals ein Flugzeug abheben kann. Gleichzeitig wird die Pleite für den Steuerzahler immer teurer.

Und so war niemand erstaunt, als Wowereit am Dienstag einräumte: "Eine der größten Niederlagen ist die nicht zeitgerechte Eröffnung des BER gewesen."

Wowereit (60) wurde 2001 Bürgermeister. Er regierte mit den Linken, Grünen sowie der CDU und ist mittlerweile der dienstälteste Regierungschef eines deutschen Bundeslandes. Als er sein Amt antrat, wurde er schlagartig mit dem Satz "Ich bin schwul, und das ist auch gut so" bekannt.

"Arm, aber sexy"

In Erinnerung bleibt auch sein Spruch, dass Berlin "arm, aber sexy" sei, also hohe Schulden habe und am Tropf der reichen Länder hänge, aber auf Kreative aus aller Welt anziehend wirke.

Auf dem Höhepunkt seiner Beliebtheit war er bei der letzten Landtagswahl 2011. Die Berliner SPD bestritt den Wahlkampf nahezu ausschließlich mit der Person "Wowi" und gewann damit die Wahl. Danach war er sogar als Kanzlerkandidat im Gespräch. Nur wenig später allerdings wurde das BER-Debakel offenkundig. 2013 gab Wowereit dann den Vizevorsitz der Bundes-SPD auf.

Für die Nachfolge Wowereits gibt es zwei Bewerber: den SPD-Landeschef Jan Stöß (42) und den SPD-Fraktionsvorsitzenden im Berliner Abgeordnetenhaus, Raed Saleh (37). Entscheiden sollen die SPD-Mitglieder. Während die Grünen Neuwahlen fordern, ist die CDU zur Fortsetzung der Koalition bereit. Regulär wird 2016 gewählt. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 27.8.2014)