Firmeninternes Coaching aufzubauen, brauche Zeit.

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"Coaching im Unternehmen zu implementieren dauert", sagt Anita Hußl-Arnolder, die Leiterin der Coaching-Ausbildungslehrgänge beim Trainernetzwerk Future. Und der Coaching-Einstieg müsse niederschwellig erfolgen, beispielsweise durch Onboarding-Coaching, Coaching für angehende Führungskräfte oder Begleitung bei Pensionierungen. So könne am besten Vertrauen aufgebaut werden und interne Coaching-Angebote könnten auch bei anderen Herausforderungen angenommen werden.

Seit zwei Jahren bildet Future firmeninterne Coaches aus. Grundsätzlich sei in jedem Unternehmen ein interner Coach wünschenswert, aber es müsse die Kultur passen. Wenn es im Unternehmen keine akkordierte Kultur gibt, werde es auch für internes Coaching schwierig, so Hußl-Arnolder. "Und Coaching funktioniert auch nicht, wenn es nur dazu dienen soll, die Mitarbeiter zu besseren Funktionierern zu machen", sagt sie. Coaching sei eine Begleitmaßnahme und nicht Problemlöser.

Die Kultur entscheidet

Internes Coaching habe viel mit der Unternehmenskultur zu tun, ergänzt auch Wolfgang Steger, ebenfalls Teil des Trainernetzwerks Future. "Der große Vorteil interner Coaches ist, dass sie die Dynamiken im Unternehmen und zwischen den Mitarbeitern besser kennen und dadurch manche Situationen schneller erfassen können und besser sehen, was es braucht", sagt er. Als Konkurrenz zu externen Coaches sind sie nicht zu sehen, eher als Ergänzung, sagt Steger. Denn interne und externe Coaches hätten auch unterschiedliche Aufgaben. Externem Coaching mangle es manchmal an der Nachbetreuung und der Begleitung der Maßnahmen. Hier können interne Coaches wichtige Aufgaben erfüllen.

Wichtiges Kriterium für erfolgreiches internes Coaching sei aber, das Vertrauen der Mitarbeiter zu gewinnen. Die Erfahrungen, die beide gemacht haben, sind aber, dass das internen Coaches sehr leicht gelingt, da sie ja aus der Belegschaft kommen und nicht ausschließlich als Coach im Unternehmen tätig sind. Nichtsdestominder müsse, so wie bei externen Coaches auch, das richtige Verhältnis von Nähe und Distanz gefunden werden, sagt Steger.

"Internes Coaching ist fehl am Platz, wenn sich derjenige nicht aus der Logik des Unternehmens herausnehmen kann oder selbst in irgendeiner Form involviert ist oder auch bei Prozessen, die das ganze Unternehmen betreffen", ergänzt Steger.

Vertraulichkeit sei bei internen Coaches sicher ein größeres Thema als bei externen, ist Steger überzeugt. Und es werde ganz sicher nicht funktionieren, wenn es von oben verordnet werde. "Interne Coaches können aber dadurch Führungskräfte entlasten", so Steger, und sind im besten Fall Vertrauensperson für alle Mitarbeiter. (DER STANDARD, 26.8.2014)