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Zum zweiten Mal binnen 14 Tagen hat der britische Premier David Cameron wegen der Irak-Krise seinen Urlaub unterbrochen.

Foto: EPA/DANIEL LEAL-OLIVAS

London - Der Mann spricht britisches Englisch, wahrscheinlich stammt er aus London. Die Art, wie er "muslims" ausspricht, deutet auf Arabischkenntnisse hin. Womöglich trägt er als Teil einer spielerisch "The Beatles" genannten Vierergruppe britischer Muslime pakistanischer Herkunft den Spitznamen John – ausgerechnet nach dem ermordeten Ex-Beatle John Lennon, der "dem Frieden eine Chance geben" wollte.

Doch dieser "John" ist ein kaltblütiger, ideologisch motivierter Mörder: Die britischen Sicherheitsbehörden machen ihn für die Tötung des US-Journalisten James Foley verantwortlich. Spezialtruppen der britischen Armee spüren ihm im Grenzgebiet zwischen Syrien und dem Irak nach.

Cameron unterbricht Urlaub

Die schockierenden Bilder im Internet bewegten Premierminister David Cameron dazu, zum zweiten Mal binnen vierzehn Tagen wegen der Irak-Krise seinen Sommerurlaub zu unterbrechen. Aus der Familienidylle in Cornwall nach London zurückgekehrt, leitete er am Mittwoch eine Krisensitzung mit Außen- und Verteidigungsminister und nutzte die Gelegenheit für beruhigende Worte: "Wir tun alles, damit unser Land sicher bleibt."

Viel mehr kann und will Cameron gar nicht tun. Allzu schmerzhaft steckt der konservativ-liberalen Koalition noch die peinliche Pleite vom vergangenen Spätsommer in den Knochen. Da beorderte der Regierungschef das Unterhaus vorzeitig aus den Parlamentsferien, bat um die Absegnung von Luftschlägen gegen Syriens Diktator Bashar al-Assad – und scheiterte kläglich an einem Bündnis aus Labour Party, kleineren Oppositionsparteien und konservativen Kriegsskeptikern.

Keine Überraschung

Deshalb reagierten Camerons Beamte in den vergangenen Tagen auch entsetzt auf Rufe einzelner Parlamentarier, diesmal sollten die Volksvertreter über das Regierungsvorgehen im Irak abstimmen. Vage laviert Verteidigungsminister Michael Fallon um die Frage herum, ob außer humanitärer auch militärische Hilfe im Irak geleistet werden soll.

Hingegen lässt Außenminister Philip Hammond keinen Zweifel: In der Regierung war niemand überrascht darüber, dass der Foley-Mörder mit britischem Akzent redet. Schließlich warnen die Geheimdienste schon seit Monaten vor einem "Jihad-Tourismus" junger Briten. Rund 500 Männer überwiegend pakistanischer Herkunft haben sich Schätzungen zufolge in den vergangenen Jahren auf den Weg gemacht, um als Gotteskrieger gegen Assad zu kämpfen.

Erst im Juni sorgte ein Video dreier Muslime aus Cardiff für Aufregung: Darin ruft das Trio seine Glaubensbrüder zum Märtyrertod für die Terrortruppe IS auf. "Brüder im Westen, ich weiß, wie Ihr euch fühlt", sagt der Rädelsführer, "man meint, man führe ein ehrloses Leben. Kommt zum Jihad und erlebt die Ehre, die wir fühlen!" Die 17- bis 20-Jährigen galten vor ihrer Abreise allesamt als gut integriert in der britischen Gesellschaft. Die Familien beteuern ihre Ahnungslosigkeit. (Sebastian Borger, DER STANDARD, 22.8.2014)