Kinderglück auf der Alm. Ein Polo 1,0 hatte daran seinen Anteil.

Foto: michael völker

Nebelstimmung mit 77 Pferden. Zwei schmücken den Bildhintergrund.

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Die Kinder verliebten sich sofort in die Pferde, und die Pferde verliebten sich sofort in den kleinen, frischen Wagen, der zu ihnen auf die Alm nach Salzburg gekommen war. Auch wenn die Mutter von Emi und Lino (das sind die Kinder, nicht die Pferde) etwas schnippisch fragte: "Ist das ein VW Prolo?" Sie spielte damit auf die kräftige Farbgebung des kleinen Wagens an. Nein, das ist ein VW Polo, und die Farbe nennt sich "Cornflower blue". Die Farbe ist jung und fröhlich, nix prolo.

Frau Bobo, die naserümpfende Mutter dieser entzückenden Kinder, fährt natürlich einen Franzosen, allerdings keinen schicken, sondern so einen mit viel Platz. Ihr Auto ist in einer biodynamischen Gurkenfarbe gehalten.

Selbstgeschäumt und nativ

Familie Bobo lebt in einem eigenen Universum: Wenn nicht auf der Genneralm selbstgebrockte Steinpilze im nativem Olivenöl angebrutzelt und mit frischem, selbstgezogenem Thymian bestreut werden, wird auf der Dachterrasse gleich ums Eck vom Yppenplatz in Ottakring der selbstgeschäumte Fairtrade-Cappuccino zu den Walderdbeeren gereicht, die über die Flocken des nach TCM-Kriterien zubereiteten Flockenfrühstücks gestreut werden.

Aber zurück zum Prolo, äh Polo. Der ist ein Wagen für die junge Familie noch ohne Dachterrasse, fröhlich, aber sparsam. Wenn die Kinder und die Geldbörse dann wachsen, können Mami und Papi ja auf einen VW Golf umsteigen oder etwas noch Größeres.

Bergab und bergauf

Das Sparen manifestiert sich nicht nur im Anschaffungspreis, wir sind bei etwa 17.000 Euro, ja dafür ist er doch recht klein, sondern auch im Verbrauch. Fünf bis sechs Liter sind möglich - allerdings eher bergab als bergauf. Der Motor ist ein Winzling. Ein Liter Hubraum, drei Zylinder, 75 PS. Herzig.

Bei der Beschleunigung von null auf hundert hat man Zeit, ein paar Gedanken fassen zu können, in gut 14 Sekunden finden schon ein paar Thesen Platz. Und auf der Autobahn ringt man bergauf mit dem Geschwindigkeitslimit. Aber man kommt auf die Alm, ohne antauchen zu müssen. Ein bisschen Anlauf schadet freilich nicht.

Abgefangen und geherzt

Auf der Alm wäre freilich die Cross-Variante angebracht gewesen, also ein bisschen mehr Bodenfreiheit, aber der Polo ist sowieso in der Stadt zu Hause und nicht in den Bergen. Die Pferde waren jedenfalls begeistert, sie wollten das kleine, blaue Fleckerl Kornblumen grasen, wurden aber von den Kindern abgefangen und geherzt.

Den Eltern bescherte das während der Wanderung eine wunderbare Diskussion mit den Kindern, in der das Thema Haustiere vom Hamster erst auf einen Hund, dann auf das Pferd ausgeweitet wurde. Am Ende gab es Tränen. Es wird in Ottakring kein Pferd geben. Hartherzige Bobos. (Michael Völker, DER STANDARD, 22.8.2014)