Thailands Junta sieht sich am Ziel: Die blutigen Proteste sind vorbei, Armeechef Prayuth Chan-Ocha ist relativ unwidersprochen ins Premiersamt gewechselt. Die Bevölkerung glaubt man mit "Glückskampagnen", Konzerten und befohlenen Gratis-TV-Übertragungen von Fußballspielen in die stille Akzeptanz einer hierarchischen Gesellschaft zurückgeführt zu haben. Die Mitglieder der alten, demokratisch gewählten Regierung mussten Erklärungen unterzeichnen, sich von der Politik fernzuhalten.

Die Befriedung ist so gelungen. Langfristiger Erfolg wird dem Programm aber kaum beschieden sein. Denn der gesellschaftliche Gegensatz wird so weiter zementiert: Die städtischen Eliten werden in jener Gesellschaftsordnung, die sie selbst geschaffen haben, weiter vieles ungestraft tun dürfen, was eigentlich verboten ist. Und die ärmere, meist ländliche Mehrheit der Bevölkerung wird weiter nur bis zum jenem Punkt Zugang zu Bildung und politischer Teilhabe bekommen, der diesen Eliten genehm ist.

Eine "Rückkehr zur Demokratie" - die vierte allein in diesem Jahrtausend - soll es dann geben, "wenn die politischen Konflikte beendet sind", wie Prayuth jüngst vielsagend verkündete. Populisten vom Schlage des Expremiers Thaksin Shinawatra werden dann wieder mit Versprechungen des sozialen Aufstiegs auftrumpfen können. Die Wahrscheinlichkeit, dass der politische Kreislauf von Wahlen, Protesten und Putsch von neuem beginnt, ist groß. (Manuel Escher, DER STANDARD, 22.8.2014)