Salzburg - "Kommt Barbaren, kommt zum Feste! Kommt und schaut die Todesbraut!" Gaetano Donizettis Oper La Favorita steht diesen Festspielsommer noch in einer konzertanten Aufführung ins Haus. Die Mezzosopranistin Annika Schlicht hat vorab mit der Arie der Leonora "Fia dunque vero ... O mio Fernando" gehörige Lust gemacht auf noch mehr Liebesleid, Leidenschaft und Tragödie. Vor allem auf noch viel mehr treffsicher platzierte Koloraturen, auf profunde Mezzo-Tiefe und warm strahlende Mezzo-Höhe.

Stilistisch nicht ganz einwandfrei (Wer berät die jungen Leute nur bei der Stückauswahl?), aber stimmlich überaus überzeugend hat die zum Alt tendierende Mezzosopranistin Henriette Gödde Glucks Arie des Orfeo "Che farò senza Euridice" gesungen.

Diana Haller, ebenfalls ein Mezzo, präsentierte sich mit der Arie "Nacqui all'affanno" der Angelina aus Rossinis La Cenerentola. Nach der schwermütigen Einleitung - "Ich war zu Kummer und Tränen geboren" - packte sie temperamentvoll ihre Hörer mit warmer Höhe und klar fokussierter Tiefe. Dazwischen perlten die Koloraturen nur so. Bravo.

Ebenfalls ein Erlebnis war die Arie des Nemorino "Una furtiva lagrima" aus Donizettis L'elisier d'Amore, gesungen von dem aus Samoa stammenden Tenor Amitai Pati: facettenreiches Timbre, souveräne Bühnenpräsenz. Die Camerata Salzburg hat das Finalkonzert unter Theodor Guschlbauer allerdings eher holzschnittartig und mit keineswegs sängerfreundlicher Lautstärke begleitet.

Zudem: Warum wird von den Verantwortlichen beim Young Singers Project nicht verhindert, dass ein hervorragender Tenor mit samtig weichem Timbre und strahlender Höhe - fast ein Bilderbuchtenor fürs italienische Fach - sich selbst zum Zwischenpausen-Clown degradiert? Warum wird eine technisch hervorragende Sängerin mit großem reifem, ans Dramatische reichendem Sopran ausgerechnet mit einer der zartesten Mozart-Arien (Ilias "Zeffiretti lusinghieri" aus dem Idomeneo) ins Rennen geschickt?

Werden die jungen Stimmen die Belastungen des Opernbetriebs heute aushalten, reifen und sich gesund entwickeln können? So ein Abend wirft Fragen auf. (Heidemarie Klabacher, DER STANDARD, 22.8.2014)