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Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner bei der Eröffnung der Technologiegespräche im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach 2014.

Foto: APA/Naderer

Alpbach - Die Wortmeldung war eine kurze, die Reaktionen dennoch umfassend und heftig: Dass Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) bei den Hochschulgesprächen in Alpbach davon sprach, das Thema "Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen" nicht ad acta legen zu wollen, stieß gleich mehreren Hochschulpolitikern sauer auf. Nach der Kritik des Koalitionspartners SPÖ und der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) antwortete nun auch Sigrid Maurer, Wissenschaftssprecherin der Grünen: Mitterlehner wolle offenbar Studierende abbauen und sei "ein Agent der Wirtschaft", ließ sie am Donnerstag verlauten.

Mitterlehner sagte auf Anfrage des Standard, er wollte mit dieser Aussage eine "Erinnerungspost" schicken. Innerhalb der laufenden Legislaturperiode werde man aber das Thema, das nicht im Regierungspakt von SPÖ und ÖVP enthalten ist, wohl nicht anpacken, hieß es in seinem Kabinett.

Auch Heinrich Schmidinger, Vorsitzender der Universitätenkonferenz (Uniko), zeigte sich nicht glücklich über die Diskussion. Man lenke so vom eigentlichen Thema der Hochschulfinanzierung ab. Man könnte dann wieder einmal meinen, dass es damit getan sei. Tatsächlich bräuchten die österreichischen Universitäten die zuletzt kolportierten 630 Millionen Euro extra in den nächsten Jahren allein dafür, um die Teuerung durch Indexanpassung bezahlen zu können. Schmidinger bedauerte allerdings im Gespräch mit dem Standard, "dass man in Österreich über dieses Thema nicht mehr diskutieren kann".

Die Verhandlungen über die zukünftige Hochschulfinanzierung dürften im Oktober starten. Bis Ende des Jahres muss per Gesetz fixiert sein, wie viel Geld künftig zur Verfügung steht.

Der Demograf Wolfgang Lutz forderte am Rande der Hochschulgespräche mehr langfristige Planung in der österreichischen Bildungs- und Hochschulpolitik. Nur so könne es akademisches Wachstum geben. Lutz nannte das Beispiel Südkorea: Während es in diesem Land in den 1950er-Jahren noch zahlreiche Analphabeten gegeben habe, hätten nun über 70 Prozent der jungen Frauen einen tertiären Bildungsabschluss. (pi, DER STANDARD, 22.8.2014)