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Die Stadt ist eine große Begegnungszone, in diesem Fall wird eine kleinere ausgewiesen.

Foto: apa/pfarrhofer

Die Fokussierung auf die Vorteile des Automobils hat die Menschen dazu verleitet, die Nachteile zu übersehen, nicht richtig wahrzunehmen oder wie ein Naturgesetz hinzunehmen. Besonders gilt das für Städte und Entwürfe, die aus heutiger Sicht schon eher zynisch klingen, etwa "die autogerechte Stadt" (1959 und nein, war kein Amerikaner mit Wohnort Los Angeles, sondern ein deutscher Architekt namens Hans Bernhard Reichow aus Mecklenburg-Vorpommern).

Etwas Gutes tun

Es ist aber anzunehmen, dass damals durchaus viele ernsthaft geglaubt haben, sie könnten den Menschen etwas Gutes tun, indem sie Städte für Autos bauen. Aber schon in den 1970er-Jahren regte sich Widerstand, die ersten Fußgängerzonen wurden errichtet (1974, Wien, Kärntner Straße). Dass es dann trotz des Erfolgsmodells Kärntner Straße weitere vierzig Jahre dauern würde, um die Autos aus der Mariahilfer Straße zu drängen, klingt dann auch wieder unglaublich.

Neugewonnener Lebensraum

Die Tatsache dahinter ist natürlich, dass es heute gar nicht mehr um die Errichtung von Fußgängerreservaten geht, das war immer schon eher eine Art Notwehrakt und damit entsprechend konfliktbehaftet. Die Zurückdrängung des Automobils in dichten Ballungsräumen lässt sich natürlich am besten durch den neugewonnenen Lebensraum erklären, der beeindruckende Dimension und Qualität erreichen kann.

Dazu gehört natürlich auch, dass der öffentliche Verkehr in völlig neue Dimensionen von Komfort, Sicherheit und Verlässlichkeit vordringt. Das Auto wird daran nicht zugrunde gehen. (Rudolf Skarics, DER STANDARD, 14.8.2014)