Wien - Es wäre nicht das österreichische Bundesheer, wenn die hohen Offiziere nicht auch in den schärfsten Sparvorgaben etwas Gutes finden könnten: "Sehen Sie es positiv: Wir sind unberechenbarer geworden", sagt ein hoher Beamter, der namentlich nicht genannt werden will.

Er räumt nämlich damit ein, dass man sich nach der österreichischen Luftraumüberwachung bisher die Uhr stellen konnte.

Dienstbeginn um acht in der Früh, Dienstschluss um 20 Uhr im Sommer, im Winter bei Ende der "bürgerlichen Dämmerung", das ist etwas mehr als eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang. Gab es in diesem Zeitraum eine Luftraumverletzung, ist ein Flugzeug aufgestiegen - passierte die Luftraumverletzung durch einen Jet, bei dem Kennung oder Funk ausgefallen waren, kam ein Eurofighter oder eine Saab-105 zum Einsatz. Galt es, ein langsameres Flugzeug "abzufangen" (also zu finden, zu identifizieren, allenfalls zur Landung zu zwingen - an Abschuss mag niemand denken), so reichte auch ein Propellerflugzeug ("Pilatus PC-7) oder ein Hubschrauber.

Und außerhalb der Dienststunden? Da gab es nur dann die aktive Komponente der Luftraumüberwachung, wenn eine besondere Bedrohungslage herrschte oder wenn wegen einem Großereignis (Fußball-EM, Putin-Besuch etc.) überhaupt eine Flugverbotszone zu überwachen war. Und mitten in der Nacht gibt es nach wie vor praktisch keinen Flugbetrieb - aber da sind überhaupt kaum Flugzeuge unterwegs, weshalb es da auch wenig zu überwachen gibt.

Jetzt wird das Prinzip de facto umgekehrt: Zwar wird der Luftraum weiterhin 24 Stunden pro Tag passiv überwacht (durch die Radarstationen des Bundesheeres und die in der Nähe von St. Johann verbunkerte Einsatzzentrale), Fliegereinsätze werden aber schwerpunktmäßig und an die Lage angepasst organisiert. Wenn eine Bedrohung erwartet wird, soll es eine höhere Einsatzbereitschaft geben, wenn alles ruhig ist, vielleicht auch gar keine. Was man dann aber als militärisches Geheimnis hüten würde, man will ja unberechenbar bleiben.

Über das Jahr gerechnet soll der Dienst im Schnitt um eine Stunde pro Tag verkürzt werden.

Wobei es ohnehin budgetär bedingte Limits gibt. Mehr als 1070 Stunden pro Jahr darf das System Eurofighter nicht in der Luft sein - was die einzelne Flugstunde rechnerisch auf 60.000 Euro verteuert; je seltener geflogen wird, desto mehr schlagen die Fixkosten auf die Kosten pro Flugstunde durch. Aber insgesamt sollen die Einschränkungen des Eurofighter-Betriebs rund fünf Millionen Euro an Einsparung bringen.

Offen ist, wie das Bundesheer damit umgehen soll, wenn einmal mehr als die gelegentlich anfallende luftpolizeiliche Aufgabe zu bewältigen ist. Kurzfristig kann man sicher auch eine Luftraumsicherung für ein Ereignis gewährleisten - wenn aber mehrere Großveranstaltungen gleichzeitig stattfinden, wird es eng.

Und wie es in Zukunft weitergehen soll, ist weitgehend offen: Die für ein System wie den Eurofighter laufend notwendigen Investitionen zur Werterhaltung dürften auf Eis liegen, im Budget ist nichts vorgesehen. Nur, dass die Flieger bei schonender Behandlung 40 und mehr Jahre im Dienst bleiben können, wird bestätigt.

Noch problematischer ist die Situation der Saab-105. Diese Trainingsflugzeuge wurden Ende der 1960er-Jahre bestellt, sie sind hoffnungslos veraltet und brauchen auch für einfache Abfangaufgaben ein neues Funksystem (der Standard berichtete). Festgelegt wurde inzwischen, dass zehn der alten Flugzeuge jetzt noch einmal ein Upgrade für das Cockpit bekommen sollen. Damit können sie bis ins Jahr 2020 betrieben werden. Dann soll nach rund 50 Jahren das Aus für diesen Flugzeugtyp kommen. Ein Ersatz ist bisher nicht geplant. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 20.8.2014)