In Alpbachs Dorfmitte geht es seit einer Woche um Mitternacht zu wie im Wiener Bermuda-Dreieck: Das ist erstens ohnehin eine Übertreibung und zweitens gut so. Denn schon bevor alljährlich die Big Shots (ein paar Big Heads, Großkopferte, werden auch dabei sein) im Tiroler Alpendorf eintreffen, versammeln sich hier hunderte junge Menschen aus vielen Nationen, um sechs Stunden täglich in Klassenzimmern zu verbringen und danach noch extra Veranstaltungen zu besuchen oder sogar zu organisieren. Am späteren Abend, nach der Arbeit, haben die jungen Leute noch Lust aufs Feiern - und sitzen dennoch um neun in der Früh in ihren Seminaren.

Für Kulturpessimisten und Zyniker ist Alpbach zur Zeit der Seminarwoche ein Ort des Trostes. Wenn das die Jugend von heute ist, dann bitte nur her damit. Hier blühen sogar sonst soziophobe Experten und Hochschullehrer auf (bitte das -innen bei allen genannten Kategorien mitzudenken).

Die Kurse in Alpbach sind in ein besonders attraktives Umfeld eingebettet, aber auch andere sommerliche Lernstätten boomen. Die - wie Alpbach auf eine lange Tradition zurückblickende - Sommerhochschule der Uni Wien in Strobl am Wolfgangsee oder auch die erstaunliche christlich-islamische Sommeruniversität im niederösterreichischen Stift Altenburg sind nur zwei Beispiele. Und der Beweis, dass es dumm und gemein ist, die Bildung kaputtzusparen. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 20.8.2014)