Bei Blasmusik, Wein und Gulasch wurde am Dienstagmorgen am Grenzübergang zwischen St. Margarethen und Sopron des ersten Paneuropäischen Picknicks vor 25 Jahren gedacht. Damals wurde der Eiserne Vorhang das erste Mal löchrig, hunderte DDR-Bürger nutzten die Möglichkeit zum Grenzübertritt nach Österreich.
"Vor 25 Jahren hat dieser Tag die Welt verändert", sagte der stellvertretende burgenländische Landeshauptmann Franz Steindl (ÖVP). Das Burgenland habe eine bewegte Geschichte hinter sich, sagte Steindl und erwähnte in diesem Zusammenhang 1921, als das Burgenland zu Österreich kam, sowie den Ungarnaufstand 1956. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs habe das Burgenland aufgeholt − auch dank der EU. Steindl betonte, dass es keine Selbstverständlichkeit sei, in Frieden und Freiheit leben zu dürfen.
Die Tochter von Otto Habsburg, Walburga Habsburg, verglich die damaligen Ereignisse mit den von Stefan Zweig niedergeschriebenen "Sternstunden der Menschheit". Sie erwähnte die Bemühungen ihres Vaters, zur Öffnung des Eisernen Vorhangs beizutragen. Dazu habe das Picknick im Jahre 1989 beigetragen. Es sei damals möglich gewesen, die Grenze für wenige Stunden zu öffnen und so erste Gelegenheiten zum Grenzübertritt zu schaffen. Organisiert wurde der Festakt von der Paneuropabewegung gemeinsam mit dem Europäischen Weinritterorden.
Grenzfeierlichkeiten
Gleichzeitig zum Jahrestag wurde auch der Teil eines Radweges, der sogenannte Iron Curtain Trail, offiziell eröffnet, der von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer am ehemaligen Eisernen Vorhang entlangführt.
Auch auf der ungarischen Seite der Grenze wird am Dienstag gefeiert. Eine Budapesterin, die ihren Namen lieber nicht veröffentlicht wissen will, besucht heute zum ersten Mal das Fest zum Jahrestag der Grenzöffnung. Vor zwei Jahren ist die rund 60-Jährige in die Gegend gezogen und wollte wissen, wie hier die Grenzöffnung gefeiert wird. Das Publikum ist gemischt, also sowohl Österreicher als auch Ungarn sind gekommen. Sie sagt: "Die jungen Leute können sich heute gar nicht mehr vorstellen, wie das war, als die Grenze noch nicht offen war."
Auftritt von Orbán
Ungarns Premier Viktor Orbán nutzte seinen Auftritt am späten Nachmittag auf der ungarischen Seite für nationalistische Töne. Er betonte die Freiheitsliebe der Ungarn: "Nur in Ungarn wurde mit Waffen für die Freiheit gekämpft. Das ist nur mit dem Bedürfnis nach Freiheit zu erklären. Wir sind ein Volk der Freiheitskämpfer." Ungarn habe das erste Loch in die Berliner Mauer geschlagen, zitierte Orbán den früheren deutschen Kanzler Helmut Kohl. Die schnelle deutsche Wiedervereinigung habe die ungarische Freiheit bewahrt.
Applaus gab es, als Orbán auf die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen einging und erklärte, er habe den Internationalen Währungsfonds "nach Hause geschickt". (Michaela Kampl, derStandard.at, 19.8.2014)