Nach der Umbildung der Regierung auf SPÖ-Seite kommen jetzt vier von sechs SPÖ-Ministern und Ministerinnen aus der Gewerkschaft. Und davon kommen jetzt zwei aus der Gewerkschaft der Wiener Gemeindebediensteten. Das sagt schon etwas über die Entwicklung der Machtverhältnisse in der Kanzlerpartei aus. 2006, nachdem der größte Vermögensbestandteil der sozialdemokratischen Gewerkschafter, die Bawag, vollständig abgewirtschaftet worden war und nachdem ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch eben wegen seiner Rolle in der Bawag-Affaire gestürzt wurde, schienen die sozialdemokratischen Gewerkschafter und der von ihnen beherrschte ÖGB im Machtgefüge der Republik geschrumpft.
Heute treiben sie die Regierung vor sich her und stellen die Mehrheit der roten Regierungsmitglieder - Sozialminister Rudolf Hundstorfer, Wiener Gemeindebedienstete, die neue Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser, Wiener Gemeindebedienstete, der neue Infrastrukturminister Alois Stöger, einst Sekretär der Gewerkschaft Metall/Bergbau, Verteidigungsminister Gerald Klug, Sekretär der Produktionsgewerkschaft Pro-Ge (vormals Metall/Textil/Nahrung).
Woher der Wiederaufstieg? Gewerkschaften, sozialdemokratische zumal, sind Bewahrer, oft sogar Bremser. Das passt in unsicheren Zeiten; und da die SPÖ keine neuen Ideen hat, ist die Gewerkschaft ins Vakuum nachgerückt. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 19.8.2014)