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Miriam Meckel durfte einmal eine Elefantenrunde moderieren - nicht genug, finden die Verfasserinnen des offenen Briefes.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

München - In einem offenen Brief an die Geschäftsführer der Medientage München haben Journalistinnen die unausgewogenen Podien kritisiert - und sich zugleich angeboten, bei der Suche nach Referentinnen behilflich zu sein.

Vertreterinnen von Chancengleichheit - BJFrau, ProQuote Medien, dem Journalistinnenbund und vom Verein Webgrrls.de machen in ihrem Brief an Johannes Kors, Christopher Tusch und Reiner Müller darauf aufmerksam, dass Medienberufe zu einem erheblichen Anteil Frauen anziehen und in journalistischen Vereinigungen mehr als die Hälfte der Mitglieder weiblich seien. Jedoch: "Schade, dass sich diese Realität nicht in Ihrer Veranstaltung widerspiegelt."

Elefanten bleiben männlich

Weiter heißt es in ihrem Brief: "Intendantinnen und Senderchefinnen, Programmdirektorinnen und Chefredakteurinnen, Justiziarinnen und Medienpolitikerinnen, Autorinnen und Werbefachfrauen, Technologie-Expertinnen und Web-Spezialistinnen – es gibt sie, aber sie kommen bei den MTM kaum vor. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass mit Miriam Meckel und Ines Pohl zweimal eine Frau die "Elefantenrunde" zum Start moderieren durfte – denn die Elefanten bleiben fast ausnahmslos männlich. Die seit Jahren virulenter werdende Diskussion um mehr Frauen in Führungspositionen, nicht nur, aber auch in den Medien – an den Medientagen München scheint sie vorbei zu gehen."

Andere Rollenbilder und Meinungen fehlen

Die Frauen fordern deutlich eine Zeitenwende: "Die Zeiten der Alibi-Frauen sind vorbei: Wir fordern eine paritätische Besetzung der Podien! Wir und die Kolleginnen, die sich in unseren Netzwerken engagieren, haben keine Lust mehr auf Männer, die glauben, die (Medien-)Welt erklären zu können. Dabei fehlen die abweichenden Meinungen, die anderen Rollenbilder, der weibliche Blick aufs Geschehen. Übrigens gibt es auch unter Männern schon viele, die das genauso sehen und ungern an einseitig besetzten Panels teilnehmen."

Die Verfasserinnen des Briefes bieten sich auch selbst an, den Medientagen München weiterzuhelfen: "Es gibt sie, die klugen, hochprofessionellen Frauen in den Medien, die etwas zu sagen haben. Auch während der Medientage München diskutieren wir darüber gerne mit Ihnen und Ihren Kooperationspartnern."

Auch in Wien ist Luft nach oben

Die Medientage München zeigen sich in ihrer Stellungnahme zum Brief hochmotiviert: "Die Medientage München als Europas größte Medienmesse sind ein Spiegelbild der Branche. Wir begrüßen eine starke Rolle von Frauen in der Medienbranche und wünschen uns einen höheren und ausgewogeneren Anteil von weiblichen Entscheidern in der Medienbranche sowie auf Diskussions- und Branchenforen wie den Medientagen München."

Ein kurzer Blick auf das Programm der österreichischen Medientage 2014, die am 16. und 17. September in Wien stattfinden werden, zeigt übrigens, dass auch hier noch Luft nach oben ist. (hein, derStandard.at, 18.08.2014)