Die USA haben im Irak immerhin das halbe Wunder zustande gebracht, kurdische Peschmerga und irakische Sicherheitskräfte beim Kampf gegen den "Islamischen Staat" (IS) zur Kooperation zu zwingen: Beim Kampf um den Mossul-Damm wurden die kurdischen Bodentruppen von USA und Irakern aus der Luft unterstützt.

Die gemeinsame Bedrohung macht es möglich - und natürlich der Abgang von Premier Nuri al-Maliki, der im Herbst 2012 ein arabisches "Tigris Operations-Kommando" in den umstrittenen - heute von den Kurden eingenommenen - Gebieten bei Kirkuk eingerichtet hatte. Bis vor kurzem sah es eher so aus, als ob früher oder später Peschmerga und irakische Armee aufeinander losgehen würden.

Noch eine andere militärische Meldung lässt aufhorchen: Die irakische Armee dürfte erstmals ernsthaft mit schiitischen Milizen zusammengestoßen sein. Die angesehenste schiitische Autorität im Irak, Ayatollah Ali Sistani, forderte am Wochenende die Regierung auf, mit dem Milizendschungel aufzuräumen. Die vielen paramilitärischen Gruppen hat es schon vor Maliki gegeben, aber den ihm genehmen hat er sogar die Armee geöffnet - und selbst eine Privatarmee gegründet. Die Gefahr, dass die schiitischen Milizen durch ihre Brutalität gegen Sunniten die kleinen militärischen Fortschritte gegen die IS zunichtemachen, ist groß. Aber es scheint, als ob langsam etwas Struktur in den Kampf gegen die Rabiatjihadisten kommt. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 19.8.2014)