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Das Wirtschaftswachsum in Österreich verharrt unter einem Prozent.

apa/Karl Josef Hildenbrand

Nach der verhaltenen Wirtschaftsentwicklung im ersten Halbjahr 2014 fehlen auch zu Beginn des dritten Quartals sichtbare Anzeichen einer Auffrischung der Konjunktur in Österreich. "Die Stimmung unter Österreichs Konsumenten war im Juli noch reservierter als im Vormonat, und die heimische Industrie ist hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung sogar im Verlauf des Jahres skeptischer geworden", so Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer in einer Aussendung.

Die aktuellen Vertrauensindikatoren hätten den monatlich ermittelten Bank-Austria-Konjunkturindikator im Juli nach unten gezogen. "Mit einem leichten Rückgang gegenüber dem Vormonat um 0,3 ist der Bank-Austria-Konjunkturindikator im Juli auf nur noch 0,5 Punkte gesunken. Damit liegt unser Indikator auf dem tiefsten Wert seit fast einem Jahr und signalisiert damit auch für das dritte Quartal kaum neue Impulse", so Bruckbauer laut Aussendung weiter.

Statt der bisher erwarteten Aufhellung der Konjunktur habe sich das Wirtschaftsklima zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 2014 somit sogar eingetrübt.

Geopolitische Belastungen

Als Bremsfaktoren hätten demnach die Nahost-Krise und der Ukraine-Konflikt mit den folgenden EU-Sanktionen gegen Russland und den Gegensanktionen gewirkt. Bruckbauer weiter: "Die Belastungen durch die jüngsten geopolitischen Entwicklungen kommen für die österreichische Wirtschaft zur Unzeit, denn die Erholung in Europa kommt unabhängig davon nur langsam voran. Es fehlt damit weiter an Unterstützung für die heimische Wirtschaft."

Auch die europäische Wirtschaft habe im zweiten Quartal enttäuscht. Vor allem seien die wichtigsten Handelspartner der heimischen Wirtschaft hinter den Erwartungen zurückgeblieben, meint Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl laut Aussendung. So seien von der deutschen Wirtschaft nicht so starke Impulse ausgegangen wie erwartet. Die Erholung in Italien, dem zweitwichtigsten Exportpartner Österreichs, sei sogar zum Stillstand gekommen.

Angesichts der veränderten Rahmenbedingungen und der schlagend gewordenen Konjunkturrisiken sei in den kommenden Monaten nicht mit einer gravierenden Aufhellung der Konjunktur in Europa zu rechnen, so die Ökonomen der Bank Austria.

Bescheidenes Wachstum

Im zweiten Halbjahr werde es in Österreich beim "verhaltenen Wachstumspfad knapp über der Nulllinie" bleiben, so die Bank Austria im Lichte des bescheidenen Quartalswachstums, das sich laut Wifo-Schnellschätzung im zweiten Vierteljahr nur unwesentlich von 0,1 auf 0,2 Prozent beschleunigt hat. Und Wifo-Experte Marcus Scheiblecker rechnete für das dritte und vierte Quartal "optimistisch" betrachtet auch nur mit je 0,2 Prozent, womit man im Gesamtjahres-Plus wohl nur auf ein Prozent komme, "eventuell sogar darunter", wie Scheiblecker sagte. Ende Juni hatten Wifo und IHS noch 1,4 bzw. 1,5 Prozent reales BIP-Wachstum für heuer erwartet, am 18. September kommt die neue Prognose.

Für 2014 seien die bisherigen Wachstumseinschätzungen "maßgeblich überzogen" gewesen, meinte Bruckbauer am Montag und fasste die Aussichten für heuer so zusammen: "Angesichts der bestehenden Rahmenbedingungen ist im Gesamtjahr 2014 nur noch ein Wirtschaftswachstum von knapp unter einem Prozent zu erwarten."

2015 werde von etwas tieferem Niveau aus mit 1,5 Prozent BIP-Anstieg - ebenfalls - hinter den bisherigen Erwartungen zurückbleiben. Unter der Annahme, dass es zu keiner weiteren Eskalation der Russland-Ukraine-Krise komme, werde diese Österreichs Wirtschaft in Summe rund einen halben Prozentpunkt Wachstum gekostet haben bzw. kosten, so Bruckbauer. Wifo und IHS rechneten Ende Juni für 2015 noch mit 1,7 bzw. 1,9 Prozent realem BIP-Plus. (APA, derStandard.at, 18.8.2014)