An ihrer schmalsten Stelle ist die Straße von Kertsch nur vier Kilometer schmal - dort soll jetzt ein Unterwasserkabel gelegt werden

Foto: NASA/Gemeinfrei

Ein neues Unterwasserkabel verbindet die Krim mit Russland. Das gab der IT-Firma Renesys nach eingehenden Analysen des Internetverkehrs in der Region bekannt. Mit dem neuen Kabel sollen Datenpakete direkt von der Krim nach Moskau geschickt werden, sie müssen nicht mehr die Ukraine passieren.

Kabel durch Meerenge

Bereits nach der Annexion der Krim hatte der russische Premier Dmitry Medwedew Infrastrukturmaßnahmen angekündigt. Er forderte Rostelekom, den größten russischen Internetprovider, zur Errichtung eines neuen Unterwasserkabels auf. Kurz darauf begann der staatsnahe Betrieb, das Kabel durch die Straße von Kertsch zu legen. Die Meerenge trennt die Krim von Russland und ist an ihrer schmalsten Stelle nur 4 Kilometer breit.

Infrastruktur prinzipiell verbesserungswürdig

In der vergangenen Woche soll das Kabel dann aktiviert worden sein, berichtet Heise. Merkwürdig spät, wie Renesys beobachtet: Denn offiziell war das Kabel schon Ende April vollständig gelegt worden. Spannend bleibt nun, wie die Internetprovider mit den restlichen Verbindungen umgehen: Denn abgesehen von den politischen Implikationen macht das neue Kabel rein aus einer infrastrukturellen Perspektive Sinn – so wie jede neue Route in bislang schlecht erschlossenes Gebiet.

Bislang über Frankfurt gen Moskau

Vor allem im Fall der Krim, wo viele Bewohner auf russische Medien zurückgreifen. Die Datenpakete floßen bislang aber über die Ukraine zum Internetknoten Frankfurt und dann wieder gen Osten. Eine direkte Verbindung sorgt also für viel höhere Geschwindigkeit. Kappt die Regierung der Krim allerdings sämtliche Kabel zur Ukraine, wird das Kabel in der Straße von Kertsch ihre einzige Verbindung zur Außenwelt – zusätzlich würden Datenpakete aus dem Westen doppelt bis dreifach so langsam geladen, so Renesys. Russland plant jedenfalls, die Meeresenge für weitere Infrastrukturprojekte zu nutzen: Neben einem Tunnel soll auch Hochgeschwindigkeitsboote, Strom und eine Zugverbindung installiert werden. (fsc, derStandard.at, 18.8.2014)