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Demonstranten heben ihre Hände bei einer Kundgebung in Ferguson.

Foto: REUTERS/Lucas Jackson

St. Louis - Eine Woche nach der Tötung eines unbewaffneten schwarzen Teenagers ist es in der US-Kleinstadt Ferguson erneut zu Ausschreitungen gekommen. Nachdem die Polizei das Todesopfer des Ladendiebstahl bezichtigte, zogen in der Nacht zum Samstag Randalierer durch die Straßen der Stadt im US-Bundesstaat Missouri und plünderten Geschäfte. Die neue Randale folgte auf eine friedliche Demonstration.

Seit der Tötung des 18-jährigen Michael Brown am 9. August hatte es in Ferguson tagelang Zusammenstöße zwischen Demonstranten und schwer bewaffneten Polizisten gegeben. Nach fünf Tagen wurden die örtlichen Polizeikräfte abgezogen und die Polizei des Bundesstaates - angeführt von einem schwarzen Beamten - übernahm die Verantwortung für die Sicherheit in der mehrheitlich von Afroamerikanern bewohnten Stadt. Die Lage beruhigte sich daraufhin zunächst.

Zigarren gestohlen

Am Freitag teilte die Polizei von Ferguson dann mit, Brown habe eine Packung Zigarren im Wert von 49 Dollar (rund 37 Euro) gestohlen, kurz bevor er getötet wurde. Die Polizei veröffentlichte Aufnahmen einer Überwachungskamera, auf denen ein großer, muskulöser schwarzer Mann zu sehen ist, der einen Ladenmitarbeiter am T-Shirt packt und schüttelt. Der Mann in dem Video trägt T-Shirt, Khaki-Shorts und Sandalen - die gleiche Kleidung, die Brown trug.

Die Polizei erklärte, es sei erwähnenswert, das der Diebstahl "mit einem anderen Vorfall in Verbindung steht", bei dem Brown durch einen Polizeibeamten erschossen worden sei. Browns Eltern reagierten empört. Sie warfen der Polizei vor, ihren Sohn, der keine kriminelle Vergangenheit habe, in ein schlechtes Licht zu rücken. Keine der vorgelegten Fakten könne "die hinrichtungsartige Tötung ihres Kindes durch einen Polizisten rechtfertigen, während er die Hände hoch hielt, was weltweit das Zeichen des Sich-Ergebens ist", erklärten die Anwälte der Familie.

Menschenkette gegen Plünderer

Fergusons Polizeichef Thomas Jackson hatte am Freitag den Namen des Schützen bekanntgegeben und gesagt, der 28-jährige Polizist habe zuvor nicht gegen Disziplinarregeln verstoßen. Später sagte Jackson, der erste Kontakt zwischen dem Polizisten und Brown habe "nicht mit dem Diebstahl" zusammengehangen. Vielmehr habe der Polizist Brown angehalten, "weil er auf der Straße lief und den Verkehr aufhielt. Das war's". Jackson gab nach eigenen Angaben den Polizeibericht und das Überwachungsvideo heraus, weil zahlreiche Medien unter Berufung auf das Gesetz zur Informationsfreiheit die Herausgabe von Informationen verlangt hatten.

Medienberichten zufolge schritten am Samstag mehrere Bürger gegen die Plünderer ein. Eine Menschenkette wehrte Plünderer vor dem Geschäft ab, in dem Brown den Diebstahl begangen haben soll, wie der TV-Sender CNN berichtete. (APA, 16.8.2014)