Es gibt ein Leben nach dem Machtverlust. Intendanten etwa kehren gerne als TV-Reporter in ihre Szene zurück. In für sie genähten Formaten bereisen sie ehemalige Konkurrenzhäuser und führen Interviews mit Künstlern, die sie früher nicht einmal ignoriert hätten. Harald Serafin (einst in Mörbisch) und Ioan Holender (ehemals Wiener Staatsoper) zeigen, dass solch postintendantisches Wirken Charme freisetzen kann.

Allerdings bleibt da eine Lücke - nirgends ein Nachfolger für Marcel Prawy, den 2003 verstorbenen Opernerklärer. Dank der Bilder jedoch, die der ORF aus Salzburg liefert, scheint sich nun einer zu bewerben, ohne es selbst zu ahnen. Alexander Pereira, gerade in seinem letzten Festspielsommer, zieht zwar bald nach Mailand, um ein recht nachtragendes Opernhaus zu zähmen. Die TV-Eindrücke, die er hinterlässt, zeigen jedoch einen entfesselten Entertainer, um den zu kämpfen sich lohnte.

Mit Mozart kugeln

Nur zwei von tausend Beispielen: Bei einer Pressekonferenz saß er plötzlich zu Füßen von Anna Netrebko. Und in der ZiB 2 schloss eine Analyse seiner Salzburger Ära besonders ausgelassen: Es stürzt der analysierte Intendant mit einer Mozartkugel im Mund Richtung Kamera und wirft noch ein paar Schokowolferl durch die Luft. Der Jongleur hat also keinen Genierer - eine glänzende Voraussetzung für TV-Kurzweil.

Addierten Fernsehmacher zum Kasperl Pereira auch noch dessen Erzählkünste hinzu, müssten sie längst Vertragsentwürfe in der Tasche haben. Pereiras Mailänder Kontrakt wurde ja kürzlich um einiges verkürzt. Wenn es blöd läuft, ist er also eher frei, als ihm lieb ist - und womöglich offen für TV-Rollen. Prawys Segen hätte er. (Ljubisa Tosic, DER STANDARD, 16.8.2014)