Damaskus - Die türkischen Behörden haben nach übereinstimmenden Medienberichten hunderte syrische Bürgerkriegsflüchtlinge nach gewaltsamen Protesten von Einwohnern der Grenzstadt Gaziantep umgesiedelt. Rund 400 Familien bestehend aus 2000 Syrern seien mit Bussen aus der Stadt in nahe gelegene Lager gebracht worden, berichteten die Zeitungen "Hürriyet" und "Radikal" am Donnerstag in ihren Online-Ausgaben.

Zuvor waren drei Nächte in Folge Proteste gegen die Anwesenheit der Flüchtlinge in Gaziantep eskaliert. Die Polizei setzte dem Sender NTV zufolge Tränengas gegen die Demonstranten ein.

Festnahmen

Der Gouverneur der Provinz Gaziantep, Erdal Ata, bestätigte zwar die Verlegung von 400 Familien in Flüchtlingslager, nannte aber keinen Zusammenhang zu den vorangegangenen Protesten. Die umgesiedelten Flüchtlinge hätten in der Stadt "unter schlechten Bedingungen" gelebt, sagte Ata. Die Tumulte hatten begonnen, nachdem ein syrischer Mieter verdächtigt wurde, seinen türkischen Vermieter erstochen zu haben. In dem Fall wurden vier verdächtige Syrer festgenommen. Zudem nahm die Polizei nach Angaben von NTV rund 50 Türken fest, die an den gewaltsamen Ausschreitungen beteiligt gewesen sein sollen.

Die Türkei hat seit Beginn des Syrien-Konflikts im Frühjahr 2011 rund 1,2 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Während einige in Lagern leben, haben viele von ihnen Zuflucht in den Städten des Landes gesucht, bis hin nach Istanbul. In der südwestlichen Stadt Izmir demonstrierten etwa 200 Türken gegen syrische Arbeitnehmer, weil diese in ihrer Verzweiflung offenbar bereit sind, für Niedrigstlöhne zu arbeiten und so den einheimischen Arbeitnehmern Konkurrenz machen. (APA, 14.8.2014)