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Der britische Premier David Cameron lässt sich erklären, wie die Hilfe für die irakischen Flüchtlinge aussehen wird.

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Nuri al-Maliki bei der Parlamentswahl im April 2014.

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Der EU-Abgeordnete Michel Reimon begleitete vor ein paar Tagen einen Flug der Luftbrücke zu den Jesiden im Sinjar-Gebirge.

Michel Reimon

Bagdad - US-Präsident Barack Obama hat die Luftschläge und Hilfslieferungen im Nordirak zum Schutz der vor islamistischen Extremisten der IS-Miliz flüchtenden Jesiden gelobt. "Das Fazit lautet: Die Situation auf dem (Sinjar-)Berg hat sich deutlich verbessert, und die Amerikaner sollten sehr stolz sein auf unsere Bemühungen", sagte Obama am Donnerstag auf der Insel Martha's Vineyard, wo er Urlaub macht.

Dem Können des US-Militärs sowie der "Großzügigkeit unserer Leute" sei es zu verdanken, dass die Belagerung des Gebirges durch Jihadisten gebrochen worden sei. Tausende hätten dass Gebiet in den vergangenen Nächten verlassen können.

Die USA planten daher keinen gesonderten Militäreinsatz mehr, sagte Obama. "Wir erwarten nicht, dass es eine zusätzliche Mission auf dem Berg geben wird." Die USA würden ihre Luftschläge gegen Stellungen von IS-Kämpfern sowie die Waffenlieferungen an Kurden und irakische Sicherheitskräfte aber fortsetzen.

Laut UN noch tausend Menschen eingeschlossen

Nach der Massenflucht der Jesiden aus den nordirakischen Kurdengebieten in das Sinjar-Gebirge sind dort nur noch rund 1.000 Menschen eingeschlossen. Das sagte eine Sprecherin der UN-Mission im Irak (UNAMI) der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag.

Ähnlich hatten sich zuvor bereits die USA geäußert, die am Mittwoch Soldaten in den Höhenzug entsandt hatten. Spezialeinheiten seien nach Erkundungen im Sinjar-Gebirge zu dem Schluss gekommen, dass sich dort wesentlich weniger Menschen befänden als bisher angenommen. Nach US-Luftschlägen sei es vielen gelungen, der Belagerung durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu entkommen, erklärte das US-Verteidigungsministerium am Mittwochabend (Ortszeit).

IS zieht Truppen um Kara Tappa zusammen

Allerdings rechnen irakische Sicherheitskreise damit, dass die Milizen der IS eine zweite Front gegen die Kurden im Norden des Irak eröffnen wollen. Kämpfer der radikalislamischen Gruppe würden bei der Stadt Kara Tappa rund 122 Kilometer nördlich von Bagdad zusammengezogen, hieß es am Donnerstag.

Flüchtende Jesiden im Sinjar-Gebirge.
Storyful, Rudaw Kurdish

Ein Vertreter lokaler Behörden bestätigte die Angaben. "Es sieht so aus, als wollten sie (IS-Kämpfer) die Front mit den kurdischen Milizen ausweiten", hieß es in den Sicherheitskreisen.

Erdogan will Flüchtlingscamp errichten

Die Türkei hat nach Angaben von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bisher etwa 2.000 jesidische Flüchtlinge aus dem Irak aufgenommen. Hinter der Grenze hielten sich weitere etwa 20.000 Jesiden auf, sagte Erdogan am Donnerstag nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu in Ankara.

Erdogan stellte auch diesen Flüchtlingen Unterstützung in Aussicht. Anadolu berichtete, die türkische Katastrophenschutzbehörde wolle im nordirakischen Grenzort Sakho ein Flüchtlingscamp für rund 16.000 Jesiden errichten. "Die Türkei ist das einzige Land, das den Jesiden die Türe geöffnet hat", sagte Erdogan.

Notstandsstufe 3: Syrien, Zentralafrika, Südsudan und nun Irak

Die Vereinten Nationen haben inzwischen die höchste Notstandsstufe ausgerufen. Angesicht des Umfangs der humanitären Katastrophe gelte für den Irak der Notstand der Stufe 3, teilte der UN-Sonderbeauftragte für den Irak am Mittwochabend mit.

Der Schritt war bereits erwartet worden. Die dritte Stufe ermöglicht es den Vereinten Nationen, zusätzliche Hilfsgüter und Geldmittel zu mobilisieren. Vor allem Nahrung und Wasser sollen für die zehntausenden Menschen, die vor der Offensive der Terrormiliz "Islamischer Staat" auf der Flucht sind, bereitgestellt werden.

Der Irak ist das vierte Land, in dem die UN aktuell einen Notstand der Stufe 3 erklärt haben. Die anderen drei sind Syrien, der Südsudan und die Zentralafrikanische Republik.

Handelsbeauftragte: Spezialkräfte schon lange vor Ort

Die britische Armee hat Medienberichten zufolge schon vor Wochen Spezialeinsatzkräfte (SAS) in den Irak geschickt, um die einheimischen Truppen im Kampf gegen islamistische Terrormilizen zu unterstützen. Die Regierung bestätigte die Berichte nicht. "Wir kommentieren den Einsatz von Spezialtruppen nie", sagte Entwicklungshilfe-Ministerin Justine Greening am Donnerstag in der BBC.

Der "Daily Telegraph" berief sich bei seinem Bericht auf die britische Handelsbeauftragte für den Irak, Emma Nicholson. Britische Spezialkräfte seien seit mindestens sechs Wochen gemeinsam mit amerikanischen Soldaten im Irak.

Unterdessen gaben die Niederlande am Mittwochabend bekannt, für die Flüchtlinge im Norden des Irak Nothilfe im Wert von einer Millionen Euro zur Verfügung stellen zu wollen. Die australische Luftwaffe werde die Lebensmittel, Wasser und Decken umfassende Hilfslieferung über dem Sinjar-Gebirge abwerfen. (APA, 14.8.2014)