Dem ORF-Tratsch nach macht heuer Peter Resetarits den Interviewer bei den "Sommergesprächen", weil sich sonst keiner der prominenten Moderatoren das antun will. Man hat mit dem Format der "Sommergespräche" immer wieder herumprobiert, um die Parteichefs aus ihrer übercoachten Aussagelosigkeit herauszuholen. Das Ergebnis war meist: Unsere Spitzenpolitiker sind halt so, wie sie sind.

Nun hat Resetarits, der sich wohl als "Volksanwalt" sieht, ein neues Format eingebracht: Er sammelte in ganz Österreich Beschwerden aus dem Volk, die wurden in der ersten Sendung eingespielt. Die betreffende Person durfte dann aber auch im Studio den Politiker, in diesem Fall Neos-Chef Matthias Strolz, direkt konfrontieren. Das Problem dabei ist, dass man da leicht aneinander vorbeiredet, wie im Fall des 53-jährigen Kochs, der keinen Job mehr bekommt.

Strolz versuchte, außerhalb des Systems zu denken: runter mit den Sozialversicherungsbeiträgen in solchen Fällen. Dann haben die Firmen nicht so hohe (Dienstgeber-)Kosten, die abschreckend wirken. Und dem Beschäftigten bleibt mehr netto. Wie das finanziert wird, ist eine andere Frage. Aber Resetarits ging nicht wirklich darauf ein, fragte nur den Betroffenen, was er davon hält, und der war darauf nicht vorbereitet.

Die Idee von Strolz wurde nicht wirklich erörtert. Aber wenn einer schon unkonventionell denkt, sollte man sich mehr darauf einlassen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 14.8.2014)