Pullman - Der Name des zwei bis sechs Millimeter langen Insekts ist etwas seltsam, aber leicht erklärbar. Die Zuckmückenspezies Belgica antarctica wurde 1889 von der Belgica-Expedition entdeckt, der unter anderem auch der Norweger Roald Amundsen angehörte. Die flügellosen Insekten - und insbesondere ihre Larven - haben sich den extremen Umweltbedingungen perfekt angepasst: Sie überleben während ihres Larvenstadiums extrem salzige und saure Milieus, mehrere Wochen ohne Sauerstoff, langes Einfrieren, hohe UV-Strahlung und Dehydrierung.

Foto: Richard E. Lee Jr

Wie aber ist das möglich? Joanna Kelley von der Washington State University und Kollegen haben die DNA der Insekten sequenziert, um in denen Genen eine mögliche Antwort zu suchen. Was sie fanden, ist das kleinste bekannte Genom eines Insekts, bei dem Wiederholungen in der DNA-Abfolge - also Abschnitte des Genoms, die keine Proteine bilden - minimiert sind. Mit anderen Worten: Ein besonders großer Teil der DNA dieses Insekts dürfte funktional sein, wie die Kelley und Kollegen im Fachblatt "Nature Communications“ berichten.

Foto: Richard E. Lee Jr

Die Wissenschafter fanden unter den 99 Millionen Basenpaaren eine Vielzahl von Genen, die mit Entwicklung und Stoffwechsel zu tun haben - als "evolutionäre Antwort“ auf die harten Umweltbedingungen insbesondere während des Larvenstadiums der einzigartigen Insekten. Dieses Stadium beträgt übrigens zwei Jahre, alles weitere geht schnell: Danach wird kopuliert und die Weibchen legen Eier. Das alles dauert zehn Tage lang - und das war es dann auch schon, das kurze Erwachsenenleben von Belgica antarctica, dem größten Landtier der Antarktis. (tasch, derStandard.at, 13.8.2014)

Originalstudie im Volltext
Nature Communications: “Compact genome of the Antarctic midge is likely an adaptation to an extreme environment”

Foto: Richard E. Lee, Jr