Der Einsatz experimenteller Medikamente im Kampf gegen die Ebola-Epidemie ist vertretbar. Das ist das Ergebnis einer Sondersitzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Dienstag in Genf. In der offiziellen Stellungnahme besteht die Behörde allerdings darauf, dass gleichzeitig ethische Kriterien erfüllt werden müssen.
So soll laut WHO der behandelte Patient vor dem Einsatz der noch nicht freigegebenen Medikamente über alle bekannten Nebenwirkungen aufgeklärt werden und frei entscheiden, ob er die Behandlungen erhalten möchte. Außerdem müsse die ärztliche Schweigepflicht eingehalten werden. Die Erfahrungen im Einsatz der experimentellen Medikamente sollen wissenschaftlich erfasst werden. Dadurch sollen mehr Informationen über die Sicherheit der Mittel gesammelt werden. Die WHO hatte die Ebola-Epidemie in Westafrika vergangene Woche zu einem globalen Gesundheitsnotfall erklärt.
Liberia erhält Medikament
Auslöser für das Treffen war unter anderem eine öffentliche Debatte um das Mittel ZMapp, das bis dato erst an Affen getestet und drei Ebola-Infizierten verabreicht wurde: Bei den beiden NGO-Mitarbeitern in den USA habe es positive Auswirkungen gehabt, der spanische Priester starb am Dienstag an den Folgen des Virus.
Noch diese Woche soll die Regierung Liberias mehrere Dosen des Arzneimittels erhalten, dafür erhielt das westafrikanische Land eine Ausnahmegenehmigung der amerikanischen Medikamentenzulassungsbehörde. Zwei Ärzte sollen das Mittel bekommen.
Nur wenige Dosen vorhanden
Laut einem Bericht des "Wallstreet Journal" sind somit die Lagerbestände des ZMapp-Herstellers, Mapp Biopharmaceutical, erschöpft. Laut einer WHO-Sprecherin gibt es insgesamt nur noch weniger als ein Dutzend Dosen. In dem offiziellen Statement warnte die Gesundheitsbehörde zudem, dass, selbst wenn die experimentellen Medikamente erfolgreich bei Patienten eingesetzt werden würden, sehr limitierte Vorräte in den kommenden Monaten vorhanden sein würden.
"Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen begrüßt die Schritte der WHO", so der stellvertretende Leiter der belgischen Sektion, Stephan Goetghebuer in einer Aussendung. "Die Verwendung unregistrierter Medikamente ist aber nicht die alleinige Antwort auf den Ebola-Ausbruch" , sagt Getghebuer. Außerdem sei unklar, wie schnell ein Testlauf an neuen Behandlungen etabliert werden könnte.
Kanada bietet Impfstoff an
Die Regierung Kanadas wird der WHO einen Impfstoff zur Verfügung stellen, der noch in der Erprobungsphase ist. Dabei gehe es um 800 bis 1.000 Dosen eines in staatlichen Laboren entwickelten Arzneimittels, sagte Gesundheitsministerin Rona Ambrose am Dienstag.
Es sei bereits erfolgreich an Affen getestet worden, aber noch nie an Menschen, sagte ein Sprecher der kanadischen Gesundheitsbehörde. Die ersten Dosen würden wahrscheinlich Ärzten und Pflegepersonal verabreicht werden. In vier bis sechs Monaten könne eine größere Menge des Mittels hergestellt werden.
Zahl der Toten steigt weiter
Die Zahl der Ebola-Toten stieg unterdessen auf mehr als 1000 Personen an - mindestens 1848 Menschen haben sich seit dem Ausbruch der Epidemie Anfang des Jahres mit dem gefährlichen Virus angesteckt.
Obwohl es in Elfenbeinküste noch keinen Verdachtsfall gibt, untersagte die Regierung Personen aus den betroffenen Staaten Guinea, Liberia und Sierre Leone die Einreise per Flugzeug. Auch Japan reagierte bereits auf die ernste Situation und wird 24 Entwicklungshelfer aus den afrikanischen Ländern zurück in die Heimat holen. Das geschah zum letzten Mal 2009, als in Mexiko die Schweinegrippe grassierte.
Nach zwei Ebola-Todesopfern und mindestens neun Infizierten kämpft auch Nigeria gegen eine Ausbreitung des Virus. Das bevölkerungsreichste Land Afrikas hat Probleme, alle Bewohner über Ebola zu informieren. Mit mehr als 250 ethnischen Gruppen und mehr als 500 Sprachen, können Informationen in den vier Hauptsprachen Hausa, Igbo, Yoruba und Englisch nur 70 Prozent der Nigerianer erreichen, zitiert "Bloomberg Businessweek" einen Mitbegründer der Organisation Translators Without Borders. Die NGO mit Sitz in den USA hilft nun der Regierung, die Ebola-Informationen in weitere Sprachen zu übersetzen. (red/Bianca Blei, DER STANDARD, 13.8.2014)