Heidelberg - Eigentlich weiß es wohl jeder: Es ist nicht gesund, sein Dasein mit Bier und Zigaretten vor dem Fernseher zu fristen, viel Fastfood zu essen und auf Sport zu verzichten. Wie groß die schädlichen Effekte tatsächlich sind, die ein ungesunder Lebensstil mit sich bringt, haben Forscher aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) nun präzise ermittelt.

Das Ergebnis: Wer auf Alkohol und Zigaretten verzichtet, dazu nur wenig rotes Fleisch und Wurst isst und auf ein normales Gewicht achtet, lebt um bis zu 17 Jahre länger. Dies errechneten die DKFZ-Forscher auf der Basis von Daten der EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition).

Die Epidemiologen um Rudolf Kaaks errechneten, um wie viele Jahre sich durch jedes einzelne Risikoverhalten die durchschnittliche Lebenserwartung eines heute vierzigjährigen Menschen verringert. Dazu ermittelten sie die Auswirkungen der kombinierten Risiken.

Wenig überraschend: Hauptrisiko Rauchen

Das günstigste Risikoprofil und damit die größte Lebenserwartung hatten demnach Nichtraucher mit einem Body Mass Index zwischen 22,5 und 24,9, die wenig Alkohol tranken, körperlich aktiv waren und wenig rotes Fleisch, dafür aber viel Obst und Gemüse aßen. Für diese Personen wurde eine durchschnittlich erwartbare Lebenserwartung von 87,5 Jahren (Männer) bzw. 88,7 Jahren (Frauen) ermittelt.

Betrachteten die Forscher die verschiedenen riskanten Lebensstilfaktoren jeweils einzeln, so schlug sich - wenig überraschend - das Rauchen am stärksten zu Buche: Raucht ein vierzigjähriger Mann über zehn Zigaretten pro Tag, so verringert sich seine Lebenserwartung um ganze 9,4 Jahre, bei einer Frau immerhin 7,3 Jahre. Auch ein moderater Konsum von weniger als zehn Zigaretten pro Tag reduziert die Lebenserwartung bei beiden Geschlechtern immer noch um etwa fünf Jahre.

Kombiniertes Risikoprofil

Dicht gefolgt ist das Rauchen als lebenserwartungssenkender Risikofaktor von Adipositas, starkem Alkoholkonsum sowie einem häufigen Verzehr von rotem Fleisch. Aber auch ein Body Mass Index unter 22,5 verringert die Lebenserwartung - bei Männern um 3,5 Jahre, bei Frauen um 2,1 Jahre. Ein Mangel an körperlicher Aktivität machte sich laut den Autoren nicht durch einen signifikanten Verlust an Lebenserwartung bemerkbar.

Bei vielen Menschen bleibe es jedoch nicht bei einer einzigen ungesunden Angewohnheit. Um das zu berücksichtigen, errechneten die Forscher, welche Effekte eine Kombination dieser riskanten Lebensstilfaktoren mit sich bringt: Demzufolge büßt ein adipöser starker Raucher, der viel trinkt und viel rotes Fleisch verzehrt, gegenübereiner Person mit günstigstem Risikoprofil bis zu 17 Jahre an Lebenserwartung ein.

Statistik als Motivation

Für ihre aktuelle Untersuchung nutzten die Epidemiologen Daten der gesamteuropäischen EPIC-Studie zum Zusammenhang von Ernährung, Lebensstilfaktoren und Krebs. Darin wurden Lebensstilfaktoren von über einer halben Million Europäer dokumentiert.

"Oft werden wissenschaftliche Hinweise auf einen gesunden Lebensstil als erhobene Zeigefinger empfunden", sagt Kaaks, Leiter von EPIC Heidelberg. "Deswegen ist es wichtig, dass wir ganz klar beziffern, was jeder einzelne an Lebenszeit gewinnen kann, wenn er frühzeitig auf ungesunde Angewohnheiten verzichtet." (red, derStandard.at, 12.8.2014)