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Neos-Obmann Matthias Strolz im ORF-"Sommergespräch".

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"Sommergespräche“. Naiv, wer da ein entschleunigtes, entspanntes Format erwartet, wo begleitet von Grillengezirpe reflektiert abseits des parlamentarischen Alltags geredet wird.

Wenn es am Montagabend Grillen gab, hörte man sie nicht zirpen, denn sie parkten ihre brummenden Boliden mit quietschenden Bremsen neben den mit Matthias Strolz befreundeten Hirschkäfern im Drive-in-Kino am Waldesrand ein.

Dort spielte ein Thriller. Vor der Pappkulisse des Hohen Hauses schwadronierte ein Mann, als ob es um sein Leben ginge: über privatisiertes Wasser, das er "fünf Mal am Tag“ gar nicht privatisieren will, über späte Pensionsantritte, die das Staatsbudget retten, und zu hohe Mieten, die man abschaffen könnte, indem man den Mietern die Wohnungen einfach verkauft. Letzteres erinnerte an Marie Antoinettes Aufruf zum Kuchenessen. Aufgepeitscht wurde der Chef der Neos von Peter Resetarits, der die Sommergespräche mit den Parteichefs heuer moderiert.

Auch er war nicht im Sommerfrischemodus: Entweder brachte ihn das Stakkato seines ersten Gastes in Fahrt, oder er kann als Bürgeranwalt nichts anders, als im Namen des Volkes Fragen abzufeuern. Das Volk war auch nicht im Urlaub, sondern saß selbst im Studio – und feuerte ebenso auf Bäumekuschler Strolz.

Dabei hätte der noch viel zu erzählen gehabt, von später, wenn er in der Regierung sitzt. Aber da warfen die Grillen und Hirschkäfer schon wieder die Motoren an und bretterten davon. Als die Lichter ausgingen, wischte sich Resetarits den Schweiß von der Stirn und Strolz kippte ein gechilltes Glas Wasser hinunter. Baum umarmte er an dem Abend keinen mehr, nicht mal einen Bonsai. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 13.8.2014)