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Zurzeit ist der Mond besonders nahe und erscheint größer als sonst - wie auf diesem aktuellen Foto mit Baum nahe der Stadt Brasília. Im Inneren dürfte unser Trabant wärmer sein als bisher gedacht.

Foto: Reuters/ueslei marcelino

Tokio/Wien - Der Mond, der uns dieser Tage als "Supermond" besonders nahesteht und deshalb größer und heller als sonst erscheint, gehört zu den kältesten Orten in unserem Sonnensystem. Nahe dem Nordpol gibt es Regionen, in denen Temperaturen von minus 249 Grad Celsius herrschen. Auch sein Inneres - ein eisenhaltiger Kern und ein Gesteinsmantel - galt als geologisch tot und komplett durchgehärtet.

Ein internationales Forscherteam wartet nun aber mit einer überraschenden Beobachtung auf: Neue Messungen, die mit der japanischen Mondsonde Kaguya angestellt wurden, ermittelten ständige kleine Verformungen unseres Trabanten. Und wie die Wissenschafter um Junichi Haruyama (von der japanischen Weltraumagentur Jaxa) und Yuji Harada (China-Universität für Geowissenschaften) im Fachblatt "Nature Geoscience" berichten, lassen sich diese Veränderungen nur durch eine Schicht im Mondmantel erklären, die formbar ist.

Genau genommen muss laut den Berechnungen der unterste Bereich des Mondmantels nicht nur heiß, sondern vermutlich sogar geschmolzen sein. Und das wiederum hat unmittelbar mit den Gezeitenkräften der Erde zu tun.

So wie nämlich die Anziehungskraft des Mondes auf der Erde das Wasser der Meere verformt, so dürfte die 80-mal größere Masse der Erde Gezeitenkräfte im Mondinneren freimachen. Wie genau das passiert, ist freilich eine offene Frage, gestehen die Forscher: Noch haben sie jedenfalls keine Erklärung dafür, warum die Energie nicht im gesamten Mondinneren gleichmäßig in Wärme umgewandelt wird, sondern nur in der untersten, direkt über dem Kern liegenden Schicht des lunaren Mantels. (tasch, DER STANDARD, 12.8.2014)