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Foto: APA / Epa / Tannen Maury

Die Grenze zwischen Sieg und Niederlage ist schmal – nirgendwo sonst wird das deutlicher als im Sport. Der Burgenländer Bernd Wiesberger hat also den ersten Major-Titel für Österreich nicht gewonnen. Das ist für ihn persönlich sehr bedauerlich, für uns Zuschauer war das Ergebnis nachgerade ein Schock. Die Möglichkeit nämlich, dass Wiesberger das Green von Louisville nicht als Sieger verlassen werde, schien nach den Sportberichten der letzten Tage nahezu ausgeschlossen.

Die Zeichen standen auf Sieg: Eine „historische Chance“ habe Wiesberger, frohlockte ORF-Moderatorin Daniela Soykan in "Sport aktuell". Die Fakten wurden so zurechtgelegt, dass der Titel am nächsten Tag mehr oder weniger bloße Formsache und also zu erwarten sei. "Burgenland heute" sah seinen Landessohn "auf der Siegerstraße“, auf "rot-weiß-rote Sportgeschichte“ freute sich das "Sport-Bild". Es war aber auch zu verlockend: Nur einen Schlag lag Wiesberger vor der Finalrunde hinter der Spitze.

Diesen hatte die Vorfreude auf das Unglaubliche offenbar auch gepackt. Ein Prachtschlag auf der 17. Spielbahn aus 160 Metern beinahe ins Loch ließ ihn am Ende des Tages mit sicherem Optimismus das freudige Ereignis antizipieren: „Es wird sicher lässig, morgen in die Finalrunde zu gehen und in einer guten Position ein Major-Championship zu gewinnen.“

So weit sollte es nicht kommen. Wiesberger wurde 15. In den Sportnachrichten hörte man, Wiesberger habe den Sieg „verpasst“, was ein Ausmaß an Knappheit suggeriert, das die Platzierung nicht unbedingt vermuten ließe. Schade, der Sieg war zum Greifen nahe, wenn auch nicht so nahe, wie wir das hätten glauben sollen. (Doris Priesching, DER STANDARD, 12.8.2014)