Wien - Konsequent "verweiblicht" ist das "Profil" in seiner aktuellen Ausgabe. Maskulinformen werden nur verwendet, wenn ausschließlich Männer gemeint sind - ansonst ist im (fast) ganzen Magazin die weibliche Form zu lesen. In einer im Blatt veröffentlichten Umfrage spricht sich die knappe Mehrheit, 55 Prozent, für eine Bezugnahme auf Frauen in der Sprache aus.

Die verweiblichte "Profil"-Ausgabe soll ein "durchaus aktionistischer, aber keinesfalls unernster Beitrag" zur Gender-Debatte sein, steht im Vorwort: "Wenn es sonst als normal gilt, dass die Österreicher, die Politiker, die Forscher immer auch Frauen einschließen, darf das Experiment erlaubt sein, mit Österreicherinnen, Politikerinnen, Forscherinnen Männer als gleichermaßen angesprochen zu betrachten." Eine Ausnahme gibt es: ein vor längerem geführtes und autorisiertes Interview mit Caritas-Direktor Michael Landau. Auch inhaltlich ist der Schwerpunkt des Heftes das "auf vielen Ebenen diffizile Verhältnis zwischen Frauen und Männern".

Gegen Binnen-I oder Verwendung beider Formen sprachen sich in der Unique-Research-Umfrage 40 Prozent aus, fünf Prozent wollten sich nicht äußern. Gespalten waren die Befragten in der Frage, ob in Österreich Gleichberechtigung herrscht: 52 Prozent meinen, Frauen hätten die gleichen Rechte wie Männer, 46 Prozent halten Frauen für benachteiligt.

Gabalier und die Folgen

Die geschlechtergerechte Sprache ist seit Bekanntwerden eines Entwurfs für eine Norm im Frühjahr viel diskutiertes Thema - genährt durch die Weigerung des Volksmusikers Andreas Gabalier, die neue "Töchter"-Version der Bundeshymne zu singen, und einen offenen Brief von Universitätsprofessoren, Lehrern, Journalisten und anderen Sprachkritikern gegen den "Wildwuchs durch das sprachliche Gendern".

Diesem Statement treten Mitarbeiter und Studierende des Germanistik-Instituts jetzt ebenso mit einem offenen Brief entgegen. Sie äußern ihr "Befremden" über die "letztlich polemische öffentliche Stellungnahme", die auch von emeritierten Professoren des Instituts unterzeichnet sei. Die germanistischen Literatur- und Sprachwissenschafter "unterstützen geschlechtersensible Schreibweisen als Ausdruck eines respektvollen demokratischen Miteinanders", heißt es in der auch vom Dekan der Philologisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät Matthias Meyer sowie zwei stellvertretenden Institutsvorständen unterzeichneten Stellungnahme. (APA, 9.8.2014)