Martin Rohla setzt auf einen "Big Healey".

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Die Sechszylinder-Version des Austin Healey 100 aus dem Jahr 1956.

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Hotspot für Bobos in Feierlaune, die Landluft schnuppern und gutes Essen genießen wollen: Am Samstag steigt in der Stadtflucht Bergmühle in Kronberg die "Full Moon Light Party". Der Chef der Mühle ist stolz auf sein imposantes Anwesen – und auf sein "Alltagsauto": "Mein Austin Healey wurde im Oktober 1956 gebaut, für mich ein Jahr mit besonderer Bedeutung, da flüchtete mein Vater im Zuge der Ungarn-Revolution nach Österreich."

Der "Longbridge Healey" ist einer der ersten Sechszylinder, die Karosserie wurde mit leichten Adaptionen von 1953 bis 1967 gebaut. "Von 1953 bis 1956 noch als Vierzylinder, ab Herbst als Sechszylinder.

Er ist einer der ersten ,Big Healeys‘." Die Oberspezialisten erkennen ihn an dem schmalen Falz auf der Motorhaube, Martin Rohla kennt auch seine Geschichte: "Der Austin wurde 1956 von einem britischen Offizier nach Japan mitgenommen, nach zehn Jahren wurde er nach Großbritannien zurückgebracht. In den 1980er Jahren wurde er nach Deutschland verkauft, vor 15 Jahren fand ich ihn bei einem Autorestaurateur – in Einzelteilen, in einer Ecke liegend, völlig kaputt. Sensationell ist, dass er zu 90 Prozent aus Originalteilen besteht, das sieht man an den Motor- und Fahrgestellnummern, das ist das Schöne an diesem Auto."

Schön und lustig

Eine kleine Veränderung musste aber sein: "Die Steuerung wurde von rechts auf links umgebaut." Trotz altem britischen Sportwagen hält der Unternehmer von Oldtimer- Rallyes "gar nichts. Ich bin bei keinem Klub, fahre nirgends mit. Ich finde Leute, die sich über ihr Auto definieren, mühsam. Ich fahre mit dem Healey, so oft es geht. Weil es schön und irrsinnig lustig ist, weil das Auto ein Gesamtkunstwerk ist. Eine perfekte Harmonie von Karosserie, Form und Technik."

Und bei Regen? "Da setze ich mir eine Mütze auf. Das Dach kann ich nicht zumachen, dafür bin ich zu groß." Nur bei widrigsten Wetterbedingungen wird einem Fiat 500 der Vorzug gegeben.

Kein schlechtes Gewissen

Für den Biobauern ist Nachhaltigkeit naturgemäß ein Anliegen. "Auch der Healey hat damit zu tun. Seine Abgaswerte sind sicher nicht die besten, aber er wird seit 58 Jahren gefahren. Nachhaltiger kann man sich nicht fortbewegen. Darum hab ich auch kein schlechtes Gewissen, diese Kiste zu fahren."

Mit dem Healey unterwegs zu sein ist "wie Go Kart fahren im Prater. Er hat Trommelbremsen, man muss ziemlich vorausschauend fahren, der Bremsweg ist dadurch dreimal so lang wie bei einem normalen Auto. Er hat einen geilen Sound und geht wie die Sau, gehörte er doch zu seiner Zeit mit 150 PS zu den fünf schnellsten Straßenautos der Welt."

Kein Wunder also, dass die Rennfahrerin Pat Moss ihrem Healey den Spitznamen "The Pig" verpasst hat. Aber auch Rohla hat einmal bescheiden angefangen. "Mein erstes Auto war ein kleiner, schwarzer Autobianchi." (Jutta Kroisleitner, DER STANDARD, 8.8.2014)