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US-Präsident Obama versuchte in Washington, die USA als den besseren Investor darzustellen.

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Wien - Es war eine Weltpremiere. Zum ersten Mal in der Geschichte fand diese Woche ein Afrika-USA-Gipfel auf Ebene der Staats- und Regierungschefs statt. Delegationen aus 50 afrikanischen Ländern sind zu dem dreitägigen Treffen nach Washington gereist. Präsident Barack Obama saß am Mittwoch bei der Abschlussveranstaltung Staatschefs aus 40 Ländern gegenüber.

Die USA wollen mit dem Gipfel vor allem die Chancen ihrer Unternehmen in Afrika verbessern. Dazu passend verkündeten eine Reihe von Firmen Neuinvestitionen: Coca-Cola etwa sagte in Washington zu, in den kommenden sechs Jahren fünf Milliarden Dollar für Produktionsanlagen und Ausrüstung in Afrika zu investieren. General Electric sprach von Neuinvestments über zwei Milliarden Dollar bis 2018. Insgesamt war beim Gipfel die Rede von Neuinvestitionen von US-Firmen in Höhe von 14 Milliarden Dollar.

Auf den ersten Blick ist das Buhlen der Amerikaner um Afrika verwunderlich. Der Kontinent spielt für die USA nur eine untergeordnete Rolle. Gerade ein Prozent der amerikanischen Güterausfuhren gehen nach Afrika. Zuletzt waren die Importe sogar rückläufig, weil Amerika dank des Schiefergas- und Ölbooms zunehmend auf heimische Energiequellen zurückgreifen kann und weniger zukaufen muss.

Wachsender Mittelstand

"Doch auf lange Sicht bietet Afrika ein enormes Potenzial", sagt Christopher Wood, Ökonom am South African Institute of International Affairs in Johannesburg im STANDARD-Gespräch. Der Mittelstand auf dem Kontinent wächst, und auch die Industrie legt zu. "In den kommenden 25 Jahren könnte Afrika ein Großabnehmer von US-Waren und Dienstleistungen werden", sagt Wood.

Zwar ist die Armut auf dem Kontinent nach wie vor gewaltig. Ein Viertel der Menschen in Sub-Sahara-Afrika gilt laut World Food Programme als unterernährt, 400 Millionen leben in extremer Armut. Doch zugleich wächst die Wirtschaftsleistung (BIP) der Region seit 2010 konstant um die fünf Prozent. Allein heuer soll das BIP Äthiopiens um 7,5 Prozent zulegen, jene der Demokratischen Republik Kongo um 8,7 Prozent. Wollen die USA beim Marktzugang mit China und der EU mithalten, müssen sie einen Gang zulegen, sagt Wood.

Zunächst auf politischer Ebene: Chinas Führung trifft sich seit Jahren regelmäßig mit Afrikas Staatschefs, auch die EU hält regelmäßig Gipfeltreffen ab. Aber auch wirtschaftlich verlieren die USA an Boden. Die größten Direktinvestitionen in Afrika stammen zwar von Firmen aus der EU und den USA. Doch die Volksrepublik holt auf. Seit 2000 wachsen die chinesischen Kapitalflüsse jährlich um rund 53 Prozent, jene aus den EU-Ländern nur um 16 Prozent, die US-amerikanischen um 14 Prozent pro Jahr. Beim Außenhandel hat China die USA bereits überholt (siehe Grafik) .

USA als besserer Investor

Obama versuchte in Washington, die USA als den besseren Investor darzustellen: Amerika sei nicht allein an Öl interessiert, sondern wolle für die Region zu einem nachhaltigeren Partner werden, so der Präsident. Einer der großen Schwerpunkte der US-Investitionen liegt im Energiesektor. 2013 haben die USA eine Initiative namens "Power Africa" gestartet. Durch öffentlich geförderte Infrastrukturinvestments (Leitungen, Erzeugung) soll die Elektrizitätsversorgung verbessert werden - etwa 70 Prozent der Menschen haben gar keine oder keine konstante Stromversorgung.

Für den Ökonomen Wood sind Projekte wie "Power Africa" in der Tat nachhaltiger als viele der chinesischen Investments im Erdölsektor. "Aber es ist für die Länder am Kontinent wichtig, dass zwischen Amerikanern, Europäern und Chinesen ein Wettbewerb darum einsetzt, wer investieren darf", sagt Wood. "Das stärkt die Verhandlungsposition der Afrikaner, was bitter nötig ist", so Wood. (Simon Moser, András Szigetvari, DER STANDARD, 7.8.2014)