Der Cholerischste unter den Komikern: Louis de Funès als Rabbi Jacob.

Der Mann ist ein echtes Ekel. Als er auf dem Weg zu einer Hochzeitsfeier einer Vermählung eines Franzosen mit einer Afrikanerin ansichtig wird, fallen ihm fast die Augen aus den Höhlen – er zappelt herum, zeigt mit dem Finger auf die Braut. Wie zur Strafe wird sein Gesicht durch Auspuffgase dann rußgeschwärzt. Aber nur wenig später entlässt die Nervensäge seinen jüdischen Chauffeur, weil dieser sich weigert, am Schabbat zu arbeiten.

Die Rede ist von Victor Buntspecht, der xenophoben Hauptfigur von "Die Abenteuer des Rabbi Jacob" (Regie: Gérard Oury), einem der unverwüstlichen Erfolgsfilme von Louis de Funès. Zum 100. Geburtstag des Komödiencholerikers wieder öfter auf dem Programm (zuletzt Dienstagabend auf ORF 3), erweist sich der Klassiker mit seiner dreist überdrehten Handlung auch anderweitig als aktuell.

Denn Buntspecht wird weite Teile des Films mit einem arabischen Revolutionär namens Slimane (Claude Girard) im Gefolge fliehen – im Gewand zweier Rabbiner wohlgemerkt. In ihrer Verkleidung vermögen sich die beiden trotz manchen Missgeschicks erstaunlich gut zu behaupten. Der improvisierte Klezmertanz de Funès’ anlässlich einer Bar Mitzwa ist eines der Highlights des Films.

Eingeübt in Rollen, die man bisher nur skeptisch bis ablehnend von außen betrachtet hat, bricht Louis de Funès in der Komödie nicht nur hartnäckige Ressentiments auf, die auch zur Lösung so manchen Konflikts werden. Verschiebungen korrigieren sich. Am Ende gibt es sogar einen symbolischen Handschlag zwischen Slimane und dem Chauffeur Salomon – eine versöhnliche Geste, die seit dem Entstehungsjahr des Films, 1973, seiner nachhaltigen Popularität nicht geschadet hat.