Frankfurt am Main - Die europäischen Leitbörsen sind am Freitag überwiegend mit Verlusten aus dem Handel gegangen. Der Euro-Stoxx-50 verbilligte sich um 6,05 Einheiten oder 0,20 Prozent auf 3.006,83 Zähler.

Die geopolitischen Krisen, die sich mehr und mehr zuspitzen, verunsicherten Anleger vor dem Wochenende. Viele Investoren wollten keine Risikopositionen in ein mögliches ereignisreiches Wochenende mitnehmen, hieß es von Analysten. Am Montag könnte es nämlich laut Experten deutliche Kursreaktionen geben.

Die Ukraine-Krise belastete mitsamt dem russischen Einfuhrverbot für Lebensmittel aus dem Westen die Märkte. Zudem wurde am Freitag bekannt gegeben, dass US-Präsident Obama Luftangriffe im Irak genehmigt hatte. Diese sollen sich gegen radikale Milizen der Organisation "Islamischer Staat" richten. Auch diese Nachrichten hatten negative Effekte auf die Kurse. In Israel scheint ebenfalls keine Lösung in Sicht zu sein. Gespräche zwischen Israel und der Hamas in Ägypten wurden ausgesetzt, die Feuerpause im Gaza-Streifen wurde nicht verlängert.

Zwei Veröffentlichungen zu europäischen Konjunkturdaten standen am Programm. Aus Frankreich kamen positive Impulse. Die französische Industrie ist demnach im Juni nach einem schwachen Vormonat wieder deutlich gestiegen. Die Produktion kletterte im Monatsvergleich um 1,3 Prozent, womit die Erwartungen übertroffen wurden. Im Jahresvergleich fiel die Industrieproduktion im Juni um 0,4 Prozent, nach einem Minus von 3,4 Prozent im Vormonat.

Die Zahlen zur britischen Handelsbilanz fielen hingegen schwach aus. Das Defizit stieg im Juli unerwartet an. Dies sei laut der britischen Zeitung "Guardian" auf Schwierigkeiten in der Eurozone zurückzuführen, die die Nachfrage der wichtigsten Handelspartner nach britischen Exporten schwächte. Das Defizit im Güterhandel stieg auf 9,4 Mrd. Pfund im Juli, von 9,2 Mrd. Pfund im Vorjahr. Erwartet wurde ein Defizit von nur 8,8 Mrd. Euro.

Branchenseitig schlossen Banken an der Spitze des Euro-Stoxx-50 mit einem Plus von 0,37 Prozent. Den größten Verlust musste die Lebensmittelbranche mit minus 1,17 Prozent hinnehmen.

Bei den Unternehmenszahlen verlief der Tag beschaulich. Die Allianz war einer der Gewinner des Tages. Das Unternehmen veröffentlichte starke Quartalszahlen mit einer Gewinnsteigerung auf 1,76 Mrd. Euro (Vorjahr: 1,59 Mrd. Euro). Der größte europäische Versicherer konnte seinen Zuwachs den ganzen Tag über halten. Die Aktien schlossen mit einem Plus von 0,49 Prozent auf 121,90 Euro.

Air France-KLM beförderten im zweiten Quartal mehr Passagiere. Die Zahlen wurden von Analysten dennoch als "durchwachsen" bezeichnet. Die Aktienkurse spiegelten diese Meinung wieder, die Titel verloren 2,88 Prozent auf 7,088 Euro.

Die Aktien der italienischen Banca Monte del Paschi verloren ebenfalls. Der deutliche Rückgang von 8,30 Prozent auf 1,049 Euro lag an dem vermeldeten Verlust im zweiten Quartal von 178,9 Mio. Euro. Analysten hatten lediglich mit einem Verlust von 71,5 Mio. Euro gerechnet. Die drittgrößte Bank Italiens musste Rückstellungen für notleidende Kredite in der Höhe von 731 Mio. Euro bilden, diese Zahl lag im Jahr zuvor nur bei 545 Mio. Euro.

Volkswagen-Aktien zeigten ebenfalls ein deutliches Minus. Nach einer Abstufung des Autoherstellers durch die US-Investmentbank Goldman Sachs von "Neutral" auf "Sell" gaben die Aktien um 0,72 Prozent auf 165,50 Euro nach. Nach dem dynamischen Absatz-und Gewinnwachstum der vergangenen Jahre könnte es für den Autobauer in den kommenden zwölf Monaten holprig werden, schrieben die Analysten. Das organische Wachstum könnte bescheiden ausfallen.

(APA, 8.8.2014)