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Die Auswirkungen des Luftangriffs.

Foto: REUTERS/Sergei Karpukhin

Kiew/Moskau/Donezk - Bei Luftangriffen der ukrainischen Armee auf die prorussischen Separatisten in der Großstadt Donezk sind mindestens drei Zivilisten getötet worden. In mehreren Ortsteilen wurde weiterhin gekämpft, wie die Agentur Interfax unter Berufung auf den Stadtrat von Donezk am Mittwoch meldete.

Nach Angaben der ukrainischen Armee wurden binnen 24 Stunden im Osten des Landes 18 Soldaten getötet und 54 verletzt.

Armeesprecher bestreitet Luftangriff

Ein Sprecher der ukrainischen Armee widersprach am Mittwoch Berichten, dass die Luftwaffe in der Nacht Angriffe auf Donezk geflogen habe.

Es sei nur ein Flugzeug der ukrainischen Luftwaffe in der Nähe der Millionenstadt im Einsatz gewesen, und das habe die Kommunikation mit den Bodentruppen aufrechterhalten. "Das ukrainische Militär bombardiert weder Donezk oder Luhansk noch andere dichtbesiedelte Orte", sagte der Sprecher.

Ein Bewohner von Donezk nahm das Geräusch mehrerer Explosionen auf.
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Auch in der ostukrainischen Stadt Horliwka berichteten die Behörden von einer steigenden Anzahl von Toten. In den vergangenen Tagen seien bei Artilleriebeschuss 33 Zivilisten getötet und 129 verletzt worden, hieß es. In mehreren Vierteln sei die Gas- und Wasserversorgung ausgefallen. Drei Zivilisten seien getötet und 129 verletzt worden, hieß es. In mehreren Vierteln sei die Gas- und Wasserversorgung ausgefallen.

Laut Lokalmedien wurde am
5. August eine Brücke in Horliwka bei Donezk von Separatisten gesprengt.
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Unterdessen warf die russische Regierung Kiew erneut den Einsatz von Phosphorbomben gegen Zivilisten vor. "Eine Bodenprobe hat ergeben, dass die Armee in der Nähe von Slawjansk die verbotenen Brandgeschoße verwendet hat", sagte der Sprecher der russischen Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge in Moskau.

Der Einsatz sei ein klarer Verstoß gegen das Genfer Abkommen und ein Kriegsverbrechen, weil es am Fundort keine militärischen Ziele gebe. Die russischen Behörden bezogen sich auch auf Berichte ukrainischer Flüchtlinge. Die Führung in Kiew hatte die Vorwürfe wiederholt als "Verleumdung" zurückgewiesen.

UNO: 1000 Flüchtlinge täglich

Die humanitäre Situation in der umkämpften Ostukraine verschlechtert sich nach Angaben der Vereinten Nationen von Tag zu Tag. "Wir sprechen von 3,9 Millionen Menschen, die in einer von der Gewalt heimgesuchten Region leben", sagte John Ging vom Nothilfebüro der UNO am Dienstag in New York in einer Sondersitzung des Sicherheitsrats.

"Die Infrastruktur ist zerstört, Strom gibt es kaum und Wasser nur ein paar Stunden am Tag", sagte der UNO-Experte. Jeden Tag würden etwa 1000 Menschen aus dem Kampfgebiet fliehen. Seit Beginn des Konflikts seien 1376 Menschen getötet worden, mehr als 4000 seien verletzt.

Russland verlangte Dringlichkeitssitzung

"Es ist ein echter Krieg", sagte Russlands UNO-Botschafter Witali Tschurkin, der die Dringlichkeitssitzung gefordert hatte. "Trotz internationaler Abkommen setzt Kiew seine Militäreinsätze fort. Wohngebiete werden beschossen, und es werden sogar Kassettenbomben eingesetzt."

Laut Angaben des UN-Flüchtlingshochkommissariats haben von 1. Jänner bis 1. August 168,677 Ukrainer bei der russischen Einwanderungsbehörde um die Anerkennung als Flüchtling, um temporäres Asyl bzw. um eine Aufenthaltsgenehmigung angesucht oder die russische Staatsbürgerschaft beantragt. Insgesamt befinden sich laut russischer Deklaration gegenüber der UNO 730.000 Ukrainer in Russland, wo sie kein Visum brauchen.

Die USA warfen Russland Heuchelei vor. "Russland kann das alles beenden", sagte die Vizebotschafterin Rosemary DiCarlo. "Die Gewalt endet an dem Tag, an dem Russland seine Hilfe für die Aufständischen einstellt." Moskau müsse die Ukraine respektieren und die Besetzung der Krim beenden, sagte sie. "Und Russland muss endlich mit der Destabilisierung der Ostukraine aufhören." (red/APA, 6.8.2014)