London - Die tägliche Einnahme einer geringen Dosis Acetylsalicylsäure (kurz ASS, vor allem bekannt als Arzneimittel "Aspirin") wiegt in der Prophylaxe von Darm-, Magen- und Speiseröhrenkrebs die damit verbundenen Risiken deutlich auf. Zu diesem Ergebnis kommt eine Meta-Analyse vorhandener Studien, die aktuell in den "Annals of Oncology" veröffentlicht worden ist.
Mindestens fünfjährige Einnahme
Die Forscher um Jack Cuzick vom Zentrum für Krebsprävention der Queen Mary University of London haben erstmals alle einschlägigen Studien zu diesem Thema gesichtet und erneut ausgewertet. Das Ergebnis: Wer täglich 75 bis 100 Milligramm ASS einnimmt, hat - statistisch gesehen - nach zehn Jahren ein um 35 Prozent reduziertes Darmkrebsrisiko, die Gefährdung, an Speiseröhren- oder Magenkrebs zu erkranken sinkt demnach um 30 Prozent.
Die Vorteile würden sich allerdings nur einstellen, wenn die Dauer der Einnahme mindestens fünf, besser zehn Jahre dauert. Die Einnahme solle zwischen 50 und 65 Jahren beginnen. Allerdings steige bei 60-Jährigen bei zehn Jahre lang dauernder Einnahme des Wirkstoffs die Häufigkeit von Magen-Darmblutungen von 2,2 Prozent auf 3,6 Prozent, was bei etwa fünf Prozent der Betroffenen auch zu lebensgefährlichen Komplikationen führen könne, so die Wissenschafter. Zudem erhöhe sich das Risiko für Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre um 30 bis 60 Prozent.
Optimale Wirkstoffmenge unklar
Der Effekt von ASS dürfte auf eine unterschwellig antientzündliche Komponente und den Eingriff der Substanz in die Prostaglandin- und Cyclooxygenase-Enzymproduktion zurückzuführen sein. "Während es auch zu beträchtlichen Nebenwirkungen kommen kann, dürfte die tägliche Einnahme von Aspirin möglicherweise die wichtigste Maßnahme sein, um die Zahl der Krebsfälle zu reduzieren - nach dem Rauchstopp und der Verringerung von Übergewicht", so Cuzick.
Ein Kernproblem des ASS-Gebrauchs zur Prophylaxe besteht jedoch unverändert: Auch fast 30 Jahre nach der Entdeckung positiver Effekte einer regelmäßigen niedrigdosierten Einnahme ist die optimale Menge noch immer nicht geklärt. (APA/red, derStandard.at, 6.8.2014)