Eine der großen Hoffnungen in die Informationskultur im Internet war jene, dass man sich hier, fernab von Blattlinien und politischen Lagern, unabhängig und umfassend über Ereignisse informieren könne.

Wie ein Beitrag auf dem Online-Portal medium.com anhand jüngster Zwischenfälle im Gaza-Krieg zeigt, ist offenbar das genaue Gegenteil der Fall. Denn anhand allgegenwärtiger Algorithmen, den automatisch erfolgenden Empfehlungen und Reihungen erhalten Nutzerinnen und Nutzer von Online-Medien oder sozialen Netzwerken immer nur mehr von dem, was sie ohnehin zu interessieren scheint - statt auch einmal eine andere Sichtweise, die sie am Ende womöglich nur verstören oder gar von der Seite verjagen könnte. Was zählt, ist eben der sogenannte Traffic. Denn je mehr Traffic eine Seite verbuchen kann, desto höher steigt letztlich ihr Wert.

So zeigt Gilad Lotan in seinem Blogeintrag anhand von datenbasierten Grafiken, wie sich die Informationen über Twitter etwa in Bezug auf den Angriff auf eine UNWRA-Schule in Beit Hanoun unterscheiden. Klar sind in der Grafik zwei Seiten zu erkennen: rechts pro-Palästina, etwa BBC oder Channel4, links pro-Israel, etwa Jerusalem-Post oder Tea-Party-Mitglieder. Einzig die israelische Haaretz.com befindet sich halbwegs in der Mitte der beiden Lager, bietet also einen Zugang zu beiden Seiten.

Grafik: Dataworks.sitedrop.com

Lotans Vorschlag: Brücken schlagen zwischen abgeschotteten Lagern, so wie Ha'aretz es versucht. Die bezahlt laut Gilad Lotan allerdings dafür: die Zeitung habe bereits Abonnenten aus dem pro-Israel-Lager verloren, weil sie die IDF, die israelischen Verteidigungskräfte, kritisiert hatte. (hein, derStandard.at, 05.08.2014)