Rio de Janeiro - Müllberge an den Ufern, braunes Wasser, Kunststoff- und Sperrmüll, Tierkadaver, großteils ungefilterte Abwässer aus einer Millionenmetropole, das sind die Ingredienzen einer gigantischen Kloake, auf der 2016 die Segelbewerbe der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro ausgetragen werden.
"Das ist der dreckigste Ort, an dem ich jemals trainiert habe. So etwas habe ich noch nie gesehen", sagte Österreichs 49er-Segler Nico Delle Karth über die Guanabara-Bucht in Rio, wo dieser Tage das erste internationale Test-Event der Segler ("Aquece Rio") in Szene geht.
Das Segelrevier ist wegen des stark verschmutzten Wassers höchst umstritten. Ein brasilianischer Coach habe einmal sogar eine tote Kuh im Wasser gesehen. Der frühere brasilianische Top-Segler Lars Grael (50) forderte in den Landesmedien die Verlegung der Wettbewerbe an einen anderen Küstenort. Bisher vergeblich.
Seit Monaten flitzen kleine grüne Eco-Boats umher und sammeln Müll ein. Doch Rios Bürgermeister Eduardo Paes musste bereits eingestehen, dass die massiven Probleme nicht in den kommenden zwei Jahren aus der Welt geschafft werden können.
Es wird befürchtet, dass der Abfall die Rennen mitentscheiden könnte, wenn er sich zum Beispiel am Boot verfängt. Die Verhältnisse im olympischen Revier, das die Fernsehkameras mit Schwenks auf den Zuckerhut und die Christusstatue pittoresk einfangen werden, bereiten den Athleten große Sorgen. Die Verschmutzung des Wassers mit Bakterien kann zu Augeninfektionen und Hautproblemen oder auch Hepatitis und schweren Magen-Darm-Infekten führen. (sid/honz, derStandard.at, 4.8.2014)