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Axel Kicillof, Argentiniens kämpferischer Wirtschaftsminister, gilt als Einflüsterer von Präsidentin Cristina Fernández Kirchner

Foto: ap/Victor R. Caivano

Manche Analysten unken, Argentiniens Staatschefin Cristina Fernández de Kirchner und ihr Wirtschaftsminister Axel Kicillof hätten die Zuspitzung des Konflikts mit dem Hedgefonds Elliott Management billigend in Kauf genommen. "Die Argentinier können ruhig bleiben, weil morgen ein Tag wie jeder andere sein und die Welt sich weiterdrehen wird", sagte denn auch Kicillof gelassen, als das Scheitern der Verhandlungen mit Elliott und die Pleite des südamerikanischen Landes feststanden.

Der 42-Jährige, der immer mit weit offenem Hemdkragen auftritt, hat mit seinem unerbittlichen Auftreten gegen die "Geierfonds" des "Raubtierkapitalismus" seine Anhängerschaft ausbauen können. Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Argentinier in seiner Unbeugsamkeit den richtigen Weg für die Zukunft des Landes sieht. Schon jetzt sprechen manche von ihm als nächstem Präsidenten, da die heute 61-jährige Fernández de Kirchner bei der Wahl im Jahr 2015 nicht mehr antreten kann.

Kicillof gilt schon länger als enger Vertrauter der Links-Peronistin und ist sogar ein Freund ihres Sohnes Máximo. Der "Rasputin von Buenos Aires" übe einen hypnotisierenden Einfluss auf die Präsidentin aus, heißt es. Ende 2011 ernannte Kirchner den Ökonomieprofessor zum Staatssekretär für Wirtschaftspolitik. Er ist der Mann hinter der überraschenden Verstaatlichung des Ölkonzerns YPF und der Enteignung der Muttergesellschaft Repsol im Frühjahr 2012. Ende 2013 präsentierte sie ihn als Wirtschaftsminister.

Die Wirtschaftspolitik des mit der Literaturprofessorin Soledad Quereilhac verheirateten zweifachen Vaters ist eine Mischung aus Keynesianismus und Marxismus. Um das Kapital im Original lesen zu können, lernte er Deutsch. Sein Credo: Wirtschaftswachstum sei das Ergebnis politischer, nicht wirtschaftlicher Entscheidung und müsse "minutiös" geplant werden. Blöd nur, wenn Hardcore-Kapitalisten dazwischenfunken.

Kicillof stammt aus einer jüdischen Familie des typischen argentinischen Mittelstands. Regierungsnahe Zeitungen werden nicht müde, seine Bescheidenheit zu loben. So verzichte er unter anderem auf Bodyguards im Urlaub. "Schönling, Supervater, Streber" hat die Lifestyle-Zeitschrift Vanity Fair einmal über ihn geschrieben. Kicillof gilt als hyperintelligent. Insofern sollte er auch wissen, dass Liebkinder in der Politik auch eines können: scheitern. (Karin Tzschentke, DER STANDARD, 5.8.2014)