Ein massiver Kupferkern mit "Schaumkrone" soll den Betrieb eines kompakten Gaming-Rechners ohne aktiver Kühlung erlauben. Doch es gibt große Zweifel an der Umsetzbarkeit.

Foto: Fusion Tech

Mit dreierlei Problemen kämpfen PC-Spieler seit je her, wenn sie sich einen neuen Gaming-Rechner zulegen. Zum Einen sind dies die Kosten eines solchen Geräts, die komponentenbedingt höher ausfallen als bei Office- und Multimediarechnern. Zum Anderen sind dies Größe und Lärmpegel. Ein starker Prozessor und eine flotte Grafikkarte erzeugen unter Last einiges an Abwärme, die zur Schonung der Hardware möglichst effizient abgeführt werden muss. Nicht selten führt dies im Ergebnis zu einem erhöhten Lärmpegel, verursacht durch Lüftergeräusche.

Kupferschaum soll Wärmeproblem lösen

Probleme, die das Nürnberger Unternehmen Fusion Tech nun mit einem neuen Kühlungsansatz lösen will und nach eigenen Angaben am kleinsten Highend-PC der Welt arbeitet. Dieser, genannt "Silent Power", fällt schon auf den Blick nicht nur durch seine Größe auf, denn praktisch die obere Hälfte des Geräts besteht aus Kupferschaum, aufgetragen auf einem massiven Kern.

Dieser übernimmt die Rolle, die in traditionellen PCs üblicherweise dem Heatsink zukommt, soll dabei aber bis zu 500 Mal effektiver funktionieren, so das Versprechen. Zur Findung der besten Lösung experimentierte man mit Kupferschaum verschiedener Hersteller und in verschiedenen Porengrößen, erklärt man im Blog. Ziel ist es, den Silent Power trotz starker Hardware und enorm kompakter Maße von 16 x 10 x 7 Zentimeter lüfterlos laufen zu lassen.

Starke Hardware

Als CPU soll Intels Core i7-4785T zum Einsatz kommen, welche mit vier Kernen bei 2,2-Ghz-Taktung läuft. Als Grafikeinheit ist eine Nvidia Geforce 760 vorgesehen. Mit der Produktion soll begonnen werden, sobald 45.000 Euro an Vorbestellungen zusammengekommen sind. Zur Auswahl stehen drei Modelle des Rechners, die sich in puncto Speicherkapazität und Arbeitsspeicher unterscheiden.

Zweifel an Machbarkeit

Hackaday mahnt allerdings ausdrücklich zur Vorsicht und spricht von der "verrücktesten Crowdfunding-Kampagne überhaupt". Dort zweifelt man die Machbarkeit des Rechners massiv an. Während die gewählte CPU lediglich 35 Watt braucht und somit wenig Wärme erzeugt, verschlingt die gewählte Grafikkarte 170 Watt, was angesichts des geringen Platzangebots sehr viel ist.

Weiters verspricht Fusion Tech, das mit einem Drei-Mann-Team an dem Projekt arbeitet, ein eigenes Platinendesign, auf welchem sich die fix verbauten Komponenten auf insgesamt drei Ebenen verteilen. Ein Vorhaben, das von den Referenzdesigns der Hardwarehersteller abweicht und in seiner Umsetzung Chipproduzenten üblicherweise Millionenbeträge kostet.

Fehlerhaftes Design

Auch die Verwendung von Kupferschaum wird nach Ansicht von Hackaday nicht funktionieren, wie geplant. Statt effektiv Hitze abzuleiten dürfte dieser schnell an seine Grenzen gelangen und folglich wie ein Isolator wirken – und somit das Gegenteil des gewünschten Effekts erzielen.

Schließlich gibt es noch andere Vorzeichen, aufgrund derer Skepsis angebracht ist. So hatten die Entwickler des Silent Power zuvor schon versucht, über die Crowdfunding-Plattform Indiegogo Geld für ihr Projekt zu sammeln. Diese drehte das Vorhaben allerdings ab. Grundlos, wie man bei Fusion Tech beteuert.

Paypal sperrt Konto

Nun sammelt man über die eigene Website per Paypal Geld ein und will ab einem Volumen von 45.000 Dollar mit der Produktion starten. Doch der Zahlungsdienstleister macht Fusion Tech derzeit einen Strich durch die Rechnung und hat das Konto eingefroren. Freigegeben soll es erst wieder werden, sobald Fusion Tech verschiedene Dokumente und Erklärungen zu Finanzierung und Machbarkeit vorlegt.

Update, 04.08.2014, 15:50 Uhr

Wie Fusion Tech nun berichtet, hat Paypal das Konto der Firma nun mit einer verpflichtenden Rücklage belegt. Somit steht dem Unternehmen Geld erst ab einem Kontostand von 100.000 Euro zur Verfügung, wobei nur der Betrag oberhalb der 100.000 Euro zur Verfügung steht. Die Rücklage wird für einen Zeitraum von 30 bis 180 Tage einbehalten. Damit, so lässt sich auf der Homepage nachlesen, liegt das Silent Power-Projekt vorerst auf Eis. Die Vorbestellaktion wird beendet, man bemühe sich, baldmöglichst die Freigabe für die Rückzahlung an bisherige Unterstützer zu erwirken, so das Unternehmen. (gpi, derStandard.at, 04.08.2014)