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Patient Brantly: "Nicht mehr wert als infizierte Afrikaner."

Foto: Reuters

Auf wackligen Beinen steigt Kent Brantly aus dem Krankenwagen. Gestützt auf einen Helfer, der wie er von Kopf bis Fuß in einen weißen Schutzanzug gehüllt ist, geht er langsamen Schrittes Richtung Hintereingang der Klinik in Atlanta. Die Kameras der Nation sind auf ihn gerichtet: Der 33-Jährige ist der erste Ebola-Patient, der in den USA behandelt wird.

Nancy Writebol, eine Krankenschwester, die mit Brantly in Liberia stationiert war und ebenfalls infiziert sein soll, wird ihm bald folgen. Die 59-Jährige und der junge Arzt haben das Risiko einer Erkrankung bewusst in Kauf genommen, um zu helfen. Ob die beiden die Krankheit überstehen, wird sich erst in der kommenden Woche zeigen. Brantly gehe es noch gut, sagte sein behandelnder Arzt bei einer Pressekonferenz, aber er sei auch noch nicht in einem kritischen Zustand.

Die Prognose für Erkrankte ist nicht die Beste: Mehr als 730 von 1300 infizierten Patienten in Westafrika sind seit Februar an den Folgen des Ebola-Virus gestorben, Medikamente gibt es keine. Vor wenigen Tagen erst erlag der Virologe Sheik Umar Khan der gefährlichen Krankheit.

Afrika, erzählt die Mutter von Brantly in Interviews, sei schon immer seine große Liebe gewesen. Gemeinsam mit seiner Frau Amber und den beiden Kindern arbeitete der Allgemeinmediziner zuerst sieben Monate in Tansania und seit Oktober für die christliche Hilfsorganisation Samaritan's Purse in Liberia.

Einer Taufe ist es zu verdanken, dass seine Familie vor Ausbruch der Krankheit zurück in die Staaten flog und daher vermutlich nicht mit Ebola infiziert ist. Seine Frau durfte Brantly in der Spezialklinik in Atlanta besuchen, 45 Minuten sprachen sie - getrennt durch eine Glaswand.

Dass die Berichterstattung so stark auf ihn fokussiert, widerstrebe Brantly, erzählt sein Freund, der Arzt David McRay von der Gesundheitsorganisation JPS Health Nework: "Er hat am Telefon betont, dass er nicht mehr wert sei als die infizierten Afrikaner."

Die Spezialisten der Emory Universitätsklinik in Atlanta versichern, es bestehe aus ihrer Sicht keine Gefahr eines Ebola-Ausbruchs in den Staaten. Der Virus sei nicht über die Luft übertragbar, sondern nur durch direkten Kontakt mit dem Patienten. Viel können die Ärzte für Brantly nicht tun: Er bekommt Schmerzmittel, Elektrolyte und Flüssigkeit in der Hoffnung, dass sein Körper so lange durchhält, bis das Immunsystem die Infektion kontrollieren kann. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 4.8.2014)