Verena von der Heyden-Rynsch: "Aldo Manuzio - Vom Drucken und Verbreiten schöner Bücher", € 15,90 / 142 Seiten. Wagenbach, Berlin 2014

Coverfoto: Wagenbach

In Venedig könne man leichter Buchdrucker werden als Bäcker, soll Erasmus von Rotterdam gesagt haben. Zweifellos hat Aldo Manuzio (auch Aldus Manutius) im späten 15. Jahrhundert nicht nur die Gunst der Stunde, sondern auch jene der Stadt genützt, als er seine legendäre Offizin begründete.

Der Buchdruck, die "schwarze Kunst", wurde 1465 von Gutenbergs Schülern nach Italien gebracht, mancherorts skeptisch beäugt, in Venedig begierig aufgenommen. Venedig war ein Tor zum Orient und mitsamt der Universitätsstadt Padua ein Zentrum der Humanisten. Manuzio, ein leidenschaftlicher Gräzist, versorgte sie mit Texten, er wollte die klassischen, aber auch hebräischen Schriften allen zugänglich machen und revolutionierte mit seiner manischen Arbeit das Verlagswesen.

So gilt Manuzio als Erfinder der platzsparenden Kursivschrift, des Semikolons und Apostrophs, er fügte dem Buch manchen heute selbstverständlichen "Paratext" hinzu und etablierte, quasi als Vorreiter des Taschenbuchs, das praktische Oktavformat für Freizeitlektüre.

Verena von der Heyden-Rynsch porträtiert einen Gelehrten und unternehmerischen Visionär, der mit Päpsten und Kaisern, mit den bedeutendsten Denkern seiner Zeit regen Austausch pflegte und dessen Einfluss bis in die Gegenwart reicht. Zugleich gibt sie Einblick in das intellektuelle Leben der Renaissance-Stadt Venedig. (Isabella Pohl, DER STANDARD, 2.8.2014)