Flughunde könnten das Ebola-Virus vom Kongo nach Westafrika gebracht haben.

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Mehr als 1.300 Infizierte und über 700 Tote: Die aktuelle Ebola-Welle in Westafrika nimmt kein Ende. Die WHO erklärte am Freitag, die Ebola-Epidemie sei mittlerweile außer Kontrolle. Einer amerikanisch-kanadischen Studie zufolge geht die gegenwärtige Epidemie auf Flughunde zurück, die den bislang nur in Zentralafrika vorkommenden Virus-Subtyp nach Westafrika gebracht haben sollen.

Virus wahrscheinlich eingeschleppt

Die Wissenschaft unterscheidet zwischen fünf Ebola-Virenstämmen, die je nach ihrer Herkunftsregion als Zaire-, Sudan-, Tai-Forest-, Bundibugyo- und Reston-Virus bekannt sind. Demnach wäre es naheliegend, dass der derzeitige Ausbruch auf den Tai-Forest-Virus zurückzuführen ist, der von der benachbarten Elfenbeinküste auf die nun betroffenen Länder (Liberia, Sierra Leone, Guinea und Nigeria) übergeschwappt wäre. Tatsächlich ist es aber das Zaire-Virus, das für die aktuelle Epidemie verantwortlich ist und erstmals 1976 im tausende Kilometer entfernten Kongo nachgewiesen wurde.

Dass dieses Virus jetzt auch in Westafrika auftritt, kann laut den Forschern zwei Gründe haben: Entweder das Zaire-Virus existierte auch vorher schon in Westafrika, wurde aber nie entdeckt, oder es wurde erst vor kurzem dort eingeschleppt. Weil es sich dabei aber nicht um exakt dasselbe Virus wie in Zaire handelt, liegt es nahe, dass das Virus schon länger in Westafrika zirkuliert. Dagegen wiederum spricht die extrem hohe Übereinstimmung von beiden Stämmen - mehr als 97 Prozent. Wenn das Virus schon vor längerem eingeschleppt worden wäre, würden die Stämme einander nicht so stark ähneln.

Wie die Forscher Daniel Bausch von der Tulane School of Public Health and Tropical Medicine in New Orleans und Lara Schwarz von der McGill University in Montreal in ihrer Studie schreiben, sei es unwahrscheinlich, dass Menschen das Virus nach Westafrika gebracht haben. Die Regionen seien zu weit entfernt, auch gebe es keinen regelmäßigen Handels- oder Reiseverkehr. Zudem ist das Gebiet, wo das Zaire-Virus verbreitet ist, extrem isoliert.

Flughunde als Überträger

Viel wahrscheinlicher sei es demnach, dass Fledermäuse die Überträger waren. Obwohl das Virus bislang nicht in den Tieren nachgewiesen werden konnte, zeigen jüngere Studien, dass Fledermäuse für eine Übertragung infrage kommen - am wahrscheinlichsten der Hammerkopf Hypsignathus monstrosus, der Franquet-Epauletten-Flughund Epomops franqueti und der Schmalkragen-Flughund Myonycteris torquata. Alle diese Arten sind in Guinea verbreitet und legen große Flugdistanzen zurück.

Ebola-Viren werden vor allem durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen. Regierungen und UNO hatten daher sicherheitshalber schon vor Wochen aufgerufen, auf einen Verzehr von Flughunden zu verzichten. Die aktuelle Studie, die auch ökologische Faktoren sowie die politische und soziale Situation in den betroffenen Ländern für den Ausbruch mitverantwortlich macht, legt nahe, dass tatsächlich diese Tiere die Überträger waren. Untersuchungen von Flughunden in den betroffenen Gebieten sollen Klarheit bringen. (fbay, derStandard.at, 1.8.2014)