Die Deutsche Telekom trifft mit ihrer Tochter T-Mobile US überraschend auf Interesse aus Frankreich. Neben dem amerikanischen Anbieter Sprint umwirbt der Billiganbieter Iliad den Bonner Konzern und argumentiert dabei mit den Wettbewerbsbehörden. Ein Zusammengehen von T-Mobile und Iliad dürfte keine kartellrechtlichen Probleme aufwerfen, erklärte das Pariser Unternehmen am Donnerstag.

Preisdruck

Der Konzern setzt die eingesessenen Konzerne auf seinem Heimatmarkt mit niedrigeren Preisen unter Druck und will einem Insider zufolge mit dieser Strategie auch auf dem US-Markt vorgehen.

Die Telekom äußerte sich zunächst nicht. Aus Konzernkreisen verlautete, ein Deal mit Illiad hätte den großen Charme, dass das Risiko eines Einspruchs der US-Kartellbehörden wesentlich geringer wäre als bei einem Verkauf an Sprint. Die Wettbewerbshüter untersuchen geplante Fusionen von großen Mobilfunkkonzernen akribisch und wollen verhindern, dass die Preise für Verbraucher steigen. Die Telekom wollte ihre Tochter, die der viertgrößte Anbieter in den USA ist, bereits 2011 an den Branchenzweiten AT&T verkaufen. Das Vorhaben scheiterte an kartellrechtlichen Bedenken. Marktführer in den USA ist Verizon.

Angebot

Konkret bietet der von Milliardär Xavier Niel gegründete Konzern Iliad nun 15 Mrd. Dollar (11,19 Mrd. Euro) in bar für 56,6 Prozent der T-Mobile-Anteile. Das entspricht einem Wert von 33 Dollar je Aktie. Die verbleibenden Anteile würden mit 40,50 Dollar je Anteilsschein bewertet. Insgesamt ergibt sich so ein Offert von 36,20 Dollar je Aktie. Iliad erwartet mit der Übernahme Einsparungen von zehn Milliarden Dollar.

Unklar war zunächst, wie genau die kleinere Iliad die Übernahme stemmen will. Während die Franzosen einen Börsenwert von gut 16 Mrd. Dollar haben, kommt T-Mobile US auf etwa 25 Milliarden Dollar. Niel erklärte, es gebe Kreditzusagen internationaler Banken. Namen nannte er nicht. Außerdem sei eine Kapitalerhöhung nötig. Iliad zufolge ist noch unklar, ob der Verwaltungsrat von T-Mobile dem Offert zustimmt.

Sprint

Die Nummer 3 in den USA, Sprint, will T-Mobile US auch kaufen, wie im Frühjahr bekannt geworden war. Die Deutsche Telekom und der japanische Sprint-Mutterkonzern SoftBank sind sich über einen Preis von 40 Dollar je Aktie bereits einig. Damit würde T-Mobile mit 32 Mrd. Dollar bewertet. Der Kauf sollte aber nicht vor September stattfinden.

T-Mobile-Chef John Legere hatte am Donnerstag gesagt, eine Zusammengehen von Sprint und seines Unternehmens sei eine Möglichkeit. "Aber es gibt viele verschiedene Varianten. Wir prüfen alle", sagte der Manager im Sender CNBC. Als Reaktion auf das neue Angebot legte die Aktie von T-Mobile im New Yorker Nachmittagshandel um 6,7 Prozent zu. Sprint-Papiere gaben dagegen um fast acht Prozent nach.

T-Mobile US zählte früher zu den Sorgenkindern des Bonner Konzerns, zählt aber inzwischen über 50 Millionen Kunden. Der Umsatz stieg im zweiten Quartal um 15 Prozent auf 7,2 Mrd. Dollar. Unter dem Strich schrieb die Tochter einen Gewinn von 391 Mio. Dollar. Im Jahr zuvor war noch ein Verlust von 16 Mio. Dollar angefallen. (APA, 1.8.2014)