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Marc Janko, der Ersatzkapitän der Nationalmannschaft, dürfte nun wieder regelmäßig zum Einsatz kommen. Nicht nur beim ÖFB. Er ist der erste österreichische Legionär in Australien.

Foto: APA/ Neubauer

Sydney/Wien - Marc Janko hat in den vergangenen Monaten, es waren fast Jahre, erfahren, "dass der Fußball ein brutales Tagesgeschäft ist. Du bist schnell oben und noch schneller unten." Der 31-Jährige befindet sich gerade in Sydney, also Down Under. Und dort wird er auch bleiben. Am Donnerstag hat Janko einen Einjahresvertrag bei Sydney FC ("Sky Blues"), dem Fünften in der abgelaufenen A-League, unterzeichnet. Er wurde den Medien präsentiert, zwei Kamerateams und rund 25 Journalisten zeigten mehr oder weniger reges Interesse. "Alle sehr freundlich", sagte Janko dem Standard. Und überhaupt sei die Stadt wohl "die schönste, die ich je gesehen haben. Aber ich bin nicht zum Sightseeing da." Am Montag steigt er ins Training ein, die Meisterschaft startet im Oktober. "Es wird die längste Vorbereitung meine Karriere. Gut so."

In Trabzonspor wurde er ignoriert, Janko musste allein trainieren. Er gibt zu, dass ihn "diese Einsamkeit genervt und geschmerzt hat. Fußball soll ein Mannschaftssport sein." Der Aufenthalt in der Türkei sei ein einziger Irrtum gewesen. "Ich war im falschen Film. Das Ganze war ein Missverständnis, es begann schon bei der Verpflichtung. Die suchten einen Konterstürmer, und ich bin eher das Gegenteil. Ich weiß nicht, welche Videos die gesehen haben." Anderseits: "Zum Scheitern einer Beziehung gehören immer zwei. Vielleicht war es eine Erfahrung, die ich machen musste, eine Art Prüfung."

Keine Alternative

Admira, Red Bull Salzburg (drei Meistertitel), Twente Enschede, acht Monate FC Porto, ab August 2012 Trabzonspor sind Jankos Stationen gewesen. Und jetzt Sydney. "Ein Abenteuer, eine Herausforderung." Abgesehen davon habe es keine Alternative gegeben. "Ich wurde mit Angeboten nicht erschlagen. Sydney war der einzige Klub, der mich wollte." Im Mai hat Cheftrainer Graham Arnold Kontakt aufgenommen. "Er hat mich positiv tyrannisiert." Janko recherchierte, fragte Teamchef Marcel Koller um Rat. Er wollte wissen, ob ein Wechsel nach Australien das Ende im Nationalteam bedeuten würde. Koller verneinte, wobei er vor den Reisestrapazen, dem Jetlag gewarnt hat. Janko: "Er hat mir versichert, dass ich, sofern die Leistung passt, ein Teambestandteil bleibe. Ich bekomme Spielpraxis. Keine Reise der Welt ist zu weit, um für mein Heimatland zu spielen. Ich bin bereit, jegliche Strapaze auf mich zu nehmen. Ich muss mich in Form bringen, will am 8. September in Wien gegen Schweden dabei sein."

Die australische Liga sei sicher nicht schwächer als die österreichische. "Fußball ist im Aufwind, die Situation ist ähnlich der in den USA." Sydney hat einen Zuschauerschnitt von 19.000. Der australische Markt ist nicht überhitzt, Scouts aus Europa schauen regelmäßig vorbei. Janko: "Vielleicht schaffe ich es noch einmal von hier aus zu einem europäischen Topklub. Vielleicht bleibe ich aber auch länger da. Ich habe aufgehört zu planen. Man muss sehen, wie sich das entwickelt."

Wertminderung

Natürlich habe er Gehaltseinbußen hinnehmen müssen. "Dein Wert steigt nicht, wenn du im Jahr nur ein paar Länderspiele bestreitest." Janko hat sich ausbedungen, für alle Matches des Nationalteams abgestellt zu werden.

Er hat das Gefühl, in Sydney gemocht und gebraucht zu werden. Arnold wollte genau so einen Typ. Einen langen Mittelstürmer (Janko misst 1,96 Meter), der das Tor förmlich riecht. "Ich bin eben nicht einer, der aus dem Mittelfeld die Bälle holt. Ich bin da, um richtig zu stehen und Tore zu schießen." Die Namen seiner Mitspieler seien ihm nicht geläufig. "Egal, ich gehe davon aus, dass die meisten auch mich nicht kennen." Vorgänger Alessandro Del Piero war bekannt und sogar berühmt, er hat seine Karriere im Mai beendet.

Janko sagt, er sei nun wieder glücklich. Das gelte auch für seine Verlobte, die in den nächsten Tagen eintreffen wird. "Sydney ist eine Art Wiedergutmachung, sie hat ebenfalls viel durchgemacht." Marc Janko hat in 40 Länderspielen 17 Tore erzielt. "Ich bin zuversichtlich, dass es mehr werden." (Christian Hackl, DER STANDARD, 1.8.2014)