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Eine Ratte, die am helllichten Tage vorbeihuscht - im Jardin des Tuileries vor dem weltberühmten Louvre kein Einzelfall

Foto: dpa-Zentralbild/Arno Burgi

Der elegante Park vor dem Pariser Louvre ist für ein gemütliches Picknick perfekt geeignet - Alexandre aber ist der Appetit gründlich vergangen. "Jetzt, wo wir eine gesehen haben, finden wir das ekelhaft", sagt der 19-jährige Student. Gemeint ist eine Ratte, die am helllichten Tage an der Gruppe vorbeigehuscht ist - im Jardin des Tuileries vor dem weltberühmten Museum kein Einzelfall.

"Es ist schon ziemlich schmutzig"

Ariane Dalle wundert sich nicht über die Rattenplage. "Es gibt hier so viel Abfall, es ist schon ziemlich schmutzig", sagt die Pariserin, die nahe des Jardin des Tuileries arbeitet und hier immer wieder ihre Mittagspause verbringt. "Überall sind Zigarettenstummel und Essensreste. Die Leute respektieren einfach nicht die Umwelt." Verärgert zeigt sie auf den Müll, der sich auf dem akkurat geschnittenen Rasen des Parks anhäuft, obwohl überall Mistkübel stehen.

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Foto: dpa-Zentralbild/Arno Burgi

Kammerjäger ziehen zu Felde

"Ratten gibt es das ganze Jahr", heißt es im Louvre-Museum. "Aber die Picknicks im Sommer ziehen noch mehr an." Während Kammerjäger in dem weitläufigen Park normalerweise alle zwei Monate gegen die Nager zu Felde ziehen, rücken sie im Sommer mindestens einmal pro Monat an. "Wenn sich die Ratten besonders stark vermehren wie derzeit, dann wird die Firma sofort vom Museum informiert, damit sie so schnell wie möglich und häufiger eingreifen kann", sagt Museumssprecherin Elise Guillou.

Ratten verbreiten sich seit acht Jahren in der Stadt

Seit rund acht Jahren breiten sich Ratten wieder vermehrt in der französischen Hauptstadt aus, weiß Frederic Devanlay von der Rattenbekämpfungs-Firma Avipur zu berichten. Wie viele Ratten es in Paris gibt, weiß niemand, Schätzungen zufolge aber kommen auf jeden Bewohner mindestens zwei. Und weil eine weibliche Ratte pro Jahr fünf Mal Nachwuchs bekommen kann - jeweils fünf bis zwölf Babys - und der Nachwuchs schnell eigene Kinder bekommt, summiert sich die Zahl der Nachkommen pro Ratte binnen eines Jahres auf 5.000 Tiere, rechnet Devanlay vor.

Die Nager fühlen sich pudelwohl

In Pariser Tiefgaragen, den Metro-Tunneln und der Kanalisation fühlen sich die Ratten pudelwohl - und sie verlieren immer mehr die Scheu vor Menschen. "Sie gewöhnen sich an sie und suchen immer mehr ihre Nähe", sagt Devanlay. Das ist nicht nur für Zartbesaitete widerlich, sondern wegen des Risikos von Krankheitsübertragungen auch nicht ungefährlich.

Besucher reagieren entspannt

Im Jardin des Tuileries, der sich vom Louvre bis zur Place de la Concorde erstreckt, reagieren viele Besucher aber entspannt auf die tierischen Besucher. Der Park erscheine ihm nicht besonders schmutzig, sagt Ralf Frankemölle aus dem nordrhein-westfälischen Stadtlohn, der mit seiner Familie Paris besucht und gerade eine Semmel verzehrt. Und Ratten gebe es schließlich überall.

Auch ein Freund des Studenten Alexandre sieht die Sache eher locker. "Wir sind in der Nähe vom Seine-Ufer, es ist heiß, sie suchen was zu Essen", sagt Ken. "Solange sie nicht direkt zu uns kommen, stört mich das nicht." (APA, 31.7.2014)